Bei Prozessauftakt

Angeklagter gesteht Mord an Journalist Kuciak

Ausland
13.01.2020 14:21

Im Fall des Mordes an dem slowakischen Journalisten Jan Kuciak und dessen Lebensgefährtin hat der mutmaßliche Todesschütze am Montag laut Medienberichten überraschend die Tat gestanden. Bisher hatte der Angeklagte Miroslav M. seine Schuld bestritten.

Dem Mann wird vorgeworfen, die beiden 27-Jährigen durch Schüsse in Kopf und Brust getötet zu haben. Am Montag legte er nach Verlesung der Anklageschrift ein Geständnis ab. Außer M. sind ein mutmaßlicher Mittäter, der mutmaßliche Auftraggeber Marian K. sowie eine Frau angeklagt, die den Kontakt organisiert haben soll. Alle drei erklärten sich am Montag vor Gericht für unschuldig, lediglich Kocner gab unerlaubten Waffenbesitz zu.

In seiner Aussage, bei der auch die Angehörigen der Opfer anwesend waren, beschrieb Miroslav M. die Tat detailliert. Demnach hatte M. im Februar 2018 einfach an der Tür des Hauses von Kuciak und Kusnirova in Velka Maca östlich von Bratislava geklopft. Nachdem der Journalist geöffnet hatte, schoss er ihm in die Brust. Danach traf er auch die Verlobte, die in die Küche gelaufen war. „Ich habe den Einschuss gesehen. Ich weiß, sie war sofort tot. Als ich ging, habe ich nochmals auf Kuciak geschossen, der auf der Treppe lag", erklärte Miroslav M.

Journalist war Verbindungen zwischen Mafia und Politik auf der Spur
Der 27 Jahre alte Reporter hatte zu Verbindungen zwischen Mafia und Politik in der Slowakei recherchiert. Unter den Beschuldigten in dem Mordfall ist unter anderem ein umstrittener slowakischer Unternehmer. Für den Auftragsmord soll Miroslav M. zusammen mit seinem Cousin Tomas Sz., der ihn zum Tatort gefahren hatte, 35.000 bis 40.000 Euro bekommen haben. Die Bestellung soll von Zoltan A. gekommen sein, der bereits im Dezember in einer separaten Verhandlung nach einer Vereinbarung mit der Staatsanwaltschaft zu 15 Jahren Haft verurteilt worden ist. A. hatte von Anfang an mit der Polizei zusammengearbeitet und bei den Ermittlungen geholfen, wofür er mit einer geringeren Strafe davonkam.

Zugleich gab Miroslav M. aber an, den mutmaßlichen Auftraggeber des Journalistenmordes, Marian K., nicht persönlich, sondern nur indirekt zu kennen. Laut der Anklage soll der Geschäftsmann den Mord über die Organisatorin Alena Zs. bestellt haben, die wiederum Zoltan A. als Mittelsmann kontaktiert hatte. Der Grund sollen Artikel des Investigativreporters Kuciak über kriminelle Machenschaften des Millionärs Marian K. gewesen sein.

Der Doppelmord hatte landesweite regierungskritische Proteste unter dem Motto „Für eine anständige Slowakei“ ausgelöst, die bis zum Rücktritt des langjährigen Ministerpräsidenten Robert Fico und zur Bildung einer neuen Regierung unter dessen Nachfolger Peter Pellegrini führten. Die Regierungspartei Smer-SD ist aber weiterhin stärkste politische Kraft im Land.

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