„Krone“-Initiative

Retten wir die steirischen Baujuwele vor Abriss!

Steiermark
12.01.2020 06:00

Es ist leider traurige Realität: Überall in der Steiermark werden schützenswerte historische Gebäude abgerissen - alleine in Graz waren es 162 in nur zwei Jahrzehnten. Die „Krone“ startet daher eine neue Initiative: „Retten wir die steirischen Schätze!“

Vor gut einem Monat zelebrierte Graz das schöne Jubiläum „20 Jahre Unesco-Weltkulturerbe-Stadt“ - allerdings mit einem Wermutstropfen: Die für die Erhaltung des Prestige-Titels nötige Bronze-Verkleidung des Kastner-&- Öhler-Daches fehlt noch immer.

Dieser „Schönheitsfehler“ ist allerdings nicht die einzige klaffende Wunde in den Herzen der Altstadt-Schützer und Graz-Liebhaber: Seit 2000 (im Jahr davor erfolgte ebendiese Welterbe-Verleihung) wurden in der Landeshauptstadt nicht weniger als 162 (!) - nicht zuletzt von der SOKO Altstadt - als erhaltenswert eingestufte Gebäude abgerissen. Darunter baugeschichtlich wertvolle Villen aus der Zeit um 1900, historische Mauthäuser, eine alte Mühle. Allein in den letzten fünf Jahren fielen 62 Baujuwele der Abrissbirne zum Opfer.

Die Bewahrung ihres Bauerbes ist der Stadt durchaus ein Anliegen, das zeigt sich an diversen „Schutz-Stufen“: Es gibt das Weltkulturerbe, den Denkmalschutz, Bebauungspläne für Villenvierteln, Zonen laut dem Grazer Altstadtgesetz sowie das räumliche Leitbild.

Alte Häuser fallen der Abrissbirne zum Opfer
Und dennoch herrsche vielerorts in Graz schlicht „Verwüstung“, wie der Sprecher der Initiative SOKO Altstadt, Peter Laukhardt, beklagt: „Die von der Unesco vorgeschriebenen ,Pufferzonen‘ zwischen der historischen Altstadt und dem ebenso zum Welterbe erklärten Schloss Eggenberg werden zum Teil von der Stadt ignoriert und einfach zubetoniert.“ Beispiele dafür sind zwei prächtige Villen in der Eggenberger Allee - beide aus dem 19. Jahrhundert -, die Geschichte sind. An der einen Stelle „thront“ nun ein Gebäude-Ungetüm, an der anderen klafft ein hässliches Baustellen-Loch.

Der Denkmalschutz ist in manchen Fällen ebenfalls zahnlos, wie man am Beispiel des Girardihauses in trauriger Weise sieht: Das denkmalgeschützte Geburtshaus des berühmten, 1850 geborenen Grazer Schauspielers Alexander Girardi verfällt zusehends zur Ruine. Der private Eigentümer des Gebäudes ist lediglich dazu verpflichtet, die Fensterscheiben und Dachziegel zu erneuern. Das unwürdige Tauziehen um das Haus zwischen Denkmalamt, Altstadtschutz-Kommision und Politik geht nun schon über Jahre. Eine Lösung scheint noch immer nicht in Sicht.

Es gebe, so Peter Laukhardt, aber auch zahlreiche Positiv-Beispiele. In den vergangenen 20 Jahren seien durch Initiativen sämtlicher Organe und Institutionen 66 Bauten in der Murmetropole gerettet, davon 58 unter Denkmalschutz gestellt worden. „Aber es muss mehr geschehen, die Kulturschätze sind unwiederbringlich!“ 

Stadt Graz wehrt sich gegen Vorwürfe
Die Stadt Graz lässt die Versäumnisvorwürfe nicht gelten. „Wir haben bereits mit einer Ausweitung der Schutzzonen reagiert“, heißt es aus dem Büro von Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP). Zudem habe man mit dem Bundesdenkmalamt und der Altstadt-Kommission zwei Fachgremien, an deren fachliche Expertise man sich halte. Die SOKO Altstadt habe ihre eigene Meinung.

Schicken Sie uns Beispiele
Wir von der „Krone“ finden, dass die Bauwut zu weit und zu Lasten unseres kulturellen Erbes geht. Bewahren wir es auch für die nächsten Generationen!

Und Sie können uns dabei helfen: Schreiben Sie uns, wenn Sie Baudenkmäler bedroht sehen. Wo hat die Abrissbirne schon zugeschlagen? Was muss unbedingt erhalten bleiben? E-Mail an steirer@kronenzeitung.at, KW „Schätze“, oder Brief an „Steirerkrone“, Münzgrabenstraße 36, Graz. 

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