Krisenpflegeeltern

„Ich war selbst ein Pflegekind“

Oberösterreich
12.01.2020 10:00
Der kleine Jonathan, das Findelkind von Lichtenberg, ist seit dieser Woche bei Krisenpflegeeltern untergebracht. In Oberösterreich gibt es nur 30 solcher sozialer „Erstversorger“, weitere werden dringend benötigt. Vielka Pölz (31) aus Leonding gehört dazu. Sie erzählt im „Krone“-Interview: „Ich war selbst ein Pflegekind.“

„Krone“: Wie wurden Sie zu einer Krisenpflegemutter?
Vielka Pölz: Es war mein Lebenstraum. Ich war selbst ein Pflegekind, bin mit vier Jahren zu meiner Tante gekommen und bei ihr mit vielen Onkeln in einer Großfamilie aufgewachsen. Ich kann mich deshalb sehr gut in die Situation solcher Kinder versetzen, hab’ viel Empathie für sie. Und ich habe selbst erfahren, wie wichtig es für ein Kind ist, dass es sieht, dass es auch anders laufen kann als in der eigenen Familie, wo es eben nicht funktioniert.

„Krone“: Sie haben Ihre Ausbildung bei “plan B" gemacht.
Pölz: „plan B“ wurde 1983 vom Verein Pflege- und Adoptiveltern OÖ gegründet, ist ein Partner der Kinder- und Jugendhilfe Oberösterreich und vermittelt Jugendliche und Kinder vom Babyalter an an Krisenpflegefamilien oder betreut sie in einem eigenen Kompetenzzentrum.

„Krone“: Wie läuft die Krisenpflege in der Praxis ab?
Pölz: Bei einer Kindesabnahme wegen Gefährdung werde ich innerhalb einer Stunde angerufen, muss dass Kind dann bei „plan B“ abholen, kriege dort Infos, welche Tagesstruktur das Kind hat, was es isst, damit ich mir ein Bild machen und mich auf das Kind einstellen kann. Die meisten meiner Kollegen haben zuhause auch immer ein paar Sachen wie Kleidung auf Vorrat, weil die Kinder oftmals mit gar nichts zu uns kommen.

„Krone“: Ist es nicht unglaublich schwierig, sich um solche Kinder zu kümmern?
Pölz: Nein, am Anfang sind diese Kinder oft sehr offen gegenüber Fremden, zum Beispiel, wenn sie oft zur Betreuung an andere abgegeben wurden. Meistens sind sie anfänglich sehr ruhig. Erst wenn sie Vertrauen geschöpft haben, zeigen sie wirklich ihr wahres Ich, ihre Gefühlswelt. Zum Beispiel, dass sie mal schreien können, wenn ihnen etwas nicht passt. Das zeigt mir, sie sind angekommen.

„Krone“: Sie werden Ihre „Leih-Kinder“ ja automatisch lieb gewinnen. Wie schwer fällt Ihnen dann die Trennung?
Pölz:
Ich habe immer im Hinterkopf, dass es nur vorübergehend bei mir ist. Wenn das Kind zu den Eltern zurückkommt, erfolgt das schrittweise und es gibt eine Nachbetreuung, es ist also kein schneller Schnitt.

Interview: Christoph Gantner, Kronen Zeitung

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