„Heldenplatz“-Premiere

Steirische Kunst der Empörung

Steiermark
10.01.2020 09:00

Kunst will polarisieren und zum Nachdenken anregen. Nicht selten regt sie die Menschen aber eher auf. Und auch wenn die großen Skandale mittlerweile der Vergangenheit angehören, gibt es immer wieder Arbeiten, die lautstarke Proteste hervorrufen. Wie 1988 das Stück „Heldenplatz“ von Thomas Bernhard - das ab heute erstmals in Graz zu sehen ist.

Wenn heute Thomas Bernhards „Heldenplatz“ im Grazer Schauspielhaus Premiere hat, wird sich die Aufregung - ganz im Gegensatz zu 1988 - in Grenzen halten. Überhaupt finden die meisten Erregungen heute vorrangig in den sozialen Medien statt. Das war vor einigen Jahren noch anders. Man muss gar nicht zurückgehen in die Anfänge des steirischen herbst, als Wolfgang Bauers Theaterstücke laute Proteste nach sich zogen. Oder noch weiter zurück in die frühen 1960er-Jahre zu den Aktionen eines Günter Brus. Auch die jüngere Vergangenheit hat da einiges anzubieten.

Aufgeblasener Riesenjoint
Wer erinnert sich nicht an den aufgeblasenen Riesenjoint der Gruppe monochrom, der 2009 im Rahmen von „40 Jahre Woodstock“ vor dem Grazer Joanneum die Gemüter erhitzte. Oder an die Aufregung, als Christoph Schlingensief 1998 für seine „Chance 2000“ Obdachlose auf Pfählen in Graz platzierte.

Abgefackeltes Mahnmal
1988 sorgte Hans Haackes Mahnmal am Eisernen Tor für Unruhe. Als es von einem Neonazi abgefackelt wurde und auch die darunter liegende Madonna Schaden nahm, war der Skandal perfekt. Doch nicht nur Haackes Arbeit war manchem ein Dorn im Auge, auch Bill Fontanas Sound-Installation mit Nebelhörnern und Gibbon-Äffchen vom Schloßberg regte die Bewohner auf. Der US-amerikanische Künstler ist heuer übrigens wieder zu Gast in Graz - bleibt abzuwarten, wie das Publikum reagiert. 1985 war dann Serge Spitzers „Rostiger Nagel“ im Stadtpark Aufreger Nummer eins.

Fuhre Mist gegen Nitsch
In den 1980er-Jahren gab es noch einen regelrechten Aktionismus, der sich gegen neues Kunstschaffen richtete. Mit einer Fuhre Mist vor dem Kulturhaus (heute Literaturhaus) protestierte etwa ein gewisser Herwig Nachtmann gegen eine Ausstellung von Hermann Nitsch. Der gleiche Herwig Nachtmann machte auch gegen den Kinostart von Herbert Achternbuschs Film „Das Gespenst“ mobil, der 1983 noch vor seiner Premiere im Rechbauerkino von der Polizei konfisziert wurde.

Aufreger in Pöllau und Leibnitz
Und nicht nur in Graz regt sich Unmut gegen aktuelle Kunst, nur zwei Beispiele: In Pöllau kämpft der Künstler Josef Schützenhöfer seit Jahren mit Vandalismus gegen sein „Liberation“-Projekt, das abgeschossene amerikanische Piloten im II. Weltkrieg ehrt. Und Werner Reiterers Arbeit „Crash“ wurde 2013 in Leibnitz Opfer eines Brandanschlags.

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