Wut in Australien

Buschfeuer treiben Premier Morrison in die Enge

Ausland
09.01.2020 13:58

Ein Kontinent steht in Flammen. Seit Monaten haben Feuerwehrleute, trotz größter Anstrengung, jegliche Kontrolle über die Buschfeuer in Australien verloren. Während aufgrund von Temperaturen jenseits der 40 Grad und hoher Windgeschwindigkeiten bis zuletzt kein Ende der Feuer in Sicht war, suchten immer mehr Australier die Schuld bei Premierminister Scott Morrison. Er habe zu spät den Ernst der Lage erkannt und leugne noch immer den Zusammenhang zwischen der Erderwärmung und den Buschfeuern.

Australien weltweit größter Kohle-Exporteur
Kürzlich betonte der Regierungschef, dass Australien nicht mehr tun müsse, um seine Treibhausgasemissionen zu verringern. Australien ist der weltweit größte Exporteur von Kohle. Währenddessen regte sich immer mehr Widerstand in der Bevölkerung. Eine für Freitag in Melbourne angesetzte Demonstration richtet sich direkt gegen Morrison. Bei dem Protest, der von Studenten organisiert wird, fordern die Veranstalter unter anderem die Absetzung von Morrison als Premierminister, dass alle freiwilligen Feuerwehrleute bezahlt werden und eine sofortige Abwendung Australiens von fossilen Brennstoffen. Australische Politiker kritisierten die geplante Demonstration als rücksichtslos, weil die Polizei derzeit keine Zeit habe, einen Protest zu beaufsichtigen und woanders dringender gebraucht werde.

Petition fordert Entlassung des Premiers
Zuletzt versuchte Morrison, seine Kritiker mit einer Reihe von Maßnahmen zum Verstummen zu bringen. Er kündigte zusätzliche finanzielle Mittel für Löschflugzeuge, den Einsatz von weiteren Kriegsschiffen bei Küstenevakuierungen und die Mobilisierung von mehreren Tausend Reservisten an. Viel Wirkung dürften diese Ankündigungen jedoch nicht gezeigt haben. Eine Online-Petition, die Morrisons Entlassung fordert, erhielt zuletzt immer größeren Zulauf. „Ein Premierminister, der sein Land am Höhepunkt einer nationalen Krise im Stich lässt, hat kein Recht darauf, Premierminister zu sein“, hieß es dazu auf Twitter.

Morrison stolpert von einem Fettnäpfchen ins nächste 
Sieben Monate nach seinem überraschenden Wahlsieg gerät der Premierminister so immer stärker unter Druck. Die Aufregung begann, als Morrison am Höhepunkt der Buschfeuer einen privaten Hawaii-Urlaub antrat, den er erst aufgrund massiver Proteste der Bevölkerung vorzeitig beendete. Zuletzt besuchte Morrison die Insel Kangaroo Island, wo alleine 25.000 Koalas den Flammen zum Opfer fielen. Dort stolperte der Premier in das nächste Fettnäpfchen, als er angab, froh darüber zu sein, dass bei den dortigen Feuern zumindest keine Menschen gestorben seien. Bei den Bränden starben aber mindestens zwei Menschen, der Vater Dick Lang und sein Sohn Clayton. Er korrigierte seine Aussage zwar umgehend, der Fehler dürfte für viele Australier allerdings stellvertretend für das unzureichende Krisenmanagement des Premiers wahrgenommen werden.

Vor einigen Tagen sorgte ein Video für Aufsehen, in dem ein australischer Feuerwehrmann im Bundesstaat New South Wales Morrison den Händedruck verweigerte. „Du wirst hier keine Stimmen mehr bekommen, Freundchen“, fügte ein sichtlich verärgerter Anrainer in Richtung des Premierministers hinzu. Zwischenzeitlich kündigte Morrison an, einen umgerechnet 1,2 Milliarden Euro schweren Fonds für den Wiederaufbau zu starten. Spätestens nach den für das ganze Land angekündigten Protesten am Freitag wird man sehen, wie es um die politische Zukunft des immer unbeliebter werdenden Morrison bestellt ist.

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