Katastrophe nach Start

Boeing im Iran abgestürzt: Alle 176 Insassen tot

Ausland
08.01.2020 10:41

Eine Passagiermaschine vom Typ Boeing 737 ist am Mittwoch nach dem Start vom Imam Khomeini International Airport in der iranischen Hauptstadt Teheran abgestürzt. Alle 176 Insassen - 167 Passagiere und neun Besatzungsmitglieder - kamen dabei ums Leben. Es bestehe keine Chance, Überlebende zu finden, teilte die Hilfsorganisation Roter Halbmond mit. Die Maschine der Ukraine International Airlines hatte laut ukrainischer Botschaft technische Probleme.

Inmitten der Spannungen zwischen den USA und dem Iran war die Passagiermaschine kurz nach 5 Uhr Ortszeit in ein offenes Feld gestürzt. Alle Menschen an Bord starben. Die iranische Luftfahrtbehörde versuchte rasch, jegliche Gerüchte über einen Angriff zu zerstreuen - und gab einen technischen Defekt als mögliche Ursache an. Die Boeing 737-800 war ein neues Modell, das vor gerade erst drei Jahren ausgeliefert wurde.

Ein Triebwerksdefekt war auch nach Angaben der ukrainischen Botschaft im Iran Ursache für den Absturz. Es lägen keine Hinweise auf einen Terrorakt oder einen Raketenangriff vor. Iranischen Medien zufolge hatte die Crew des Fluges nach Kiew vor dem Unglück keine Notlage erklärt.

Die Maschine sei in Brand geraten, sagte der Chef der iranischen Rettungskräfte im Fernsehen. Das ist auch auf veröffentlichten Videos zu sehen.

Aufnahmen zeigen, wie das brennende Passagierflugzeug an Höhe verliert. Der Absturzort war voller Rauch und Feuer.

Das iranische Außenministerium und der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bestätigten, dass alle Passagiere und Besatzungsmitglieder ums Leben gekommen seien. Selenskyj sprach den Hinterbliebenen sein Mitgefühl aus.

Boeing reagierte kurz nach dem Absturz mit einem Tweet: „Uns sind die Medienberichte aus dem Iran bekannt und wir tragen gerade mehr Informationen zusammen.“ Der Flugzeughersteller war nach dem Absturz von zwei Mittelstreckenjets des Typs 737 Max in eine tiefe Krise geraten.

Wie iranische Medien berichten, befinden sich unter den Opfern elf Ukrainer, 71 Iraner, 73 Kanadier, vier Deutsche, drei Briten, acht Schweden sowie sechs Afghanen.

Nutzung des Luftraums zum Teil untersagt
Kurz nach den iranischen Raketenangriffen auf Militärstützpunkte im Irak in der Nacht auf Mittwoch hatte die amerikanische Luftfahrtbehörde FAA US-Flugzeugen die Nutzung des Luftraums in Teilen des Nahen Ostens untersagt. Über dem Persischen Golf, dem Golf vom Oman, im Irak und im Iran dürften in den USA registrierte Flugzeuge „wegen erhöhter militärischer Aktivitäten und steigender politischer Spannungen“ nicht mehr operieren, hieß es in einer Mitteilung am Dienstag. Es gebe ein erhöhtes Risiko, dass ein Flugobjekt falsch identifiziert werde.

Lufthansa und AUA streichen Flüge
Mehrere europäische Fluglinien haben aufgrund der aktuellen Lage im Irak und im Iran ihre Flüge gestrichen. Die Austrian Airlines haben vorsorglich die für Mittwoch geplanten Flüge nach Erbil im Nordirak und retour gestrichen, hieß es zur APA. Die Lufthansa hat den für Mittwoch geplanten Flug von Frankfurt in die iranische Hauptstadt Teheran gecancelt. Ein Sprecher der AUA-Mutter Lufthansa sagte, die Lufthansa halte sich an die Sperrung des dortigen Luftraums: „Wir überfliegen derzeit weder Iran noch Irak.“ Auf wie viele andere Lufthansa-Flüge sich dies auswirke, konnte das Unternehmen zunächst nicht sagen.

Attacken auf Militärstützpunkte
Ob ein Zusammenhang des Absturzes der ukrainischen Maschine mit der militärischen Eskalation des Konflikts zwischen dem Iran und den USA besteht, ist noch völlig unklar. Wenige Stunden zuvor hatte es einen iranischen Vergeltungsangriff auf US-Soldaten im Irak gegeben. Die vom US-Verteidigungsministerium bestätigten Attacken auf die amerikanisch genutzten Militärstützpunkte Ain al-Asad im Westirak und eine Basis in der nördlichen Stadt Erbil gelten als Revanche für die Tötung des iranischen Top-Generals Kassem Soleimani in Bagdad am Freitag durch einen US-Luftschlag.

Neue Eskalationsstufe im Konflikt zwischen USA und Iran
Zwar hatten örtliche schiitische Milizen, die vom Iran unterstützt werden, die US-Stützpunkte im Irak zuletzt häufiger mit technisch einfacheren Raketen angegriffen. Ein direkter Angriff aus dem Iran markiert jedoch eine neue Eskalationsstufe im Konflikt zwischen den USA und dem Iran. Der Iran und die USA hatten einander seit Tagen mit martialischen Drohungen überzogen und jeweils drastische Reaktionen auf aggressives Handeln der Gegenseite in Aussicht gestellt.

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