Einsamkeit

Wenn das Weihnachtsfest zur Belastung wird

Steiermark
24.12.2019 15:34

Weihnachten feiern die meisten mit ihrer Familie. Doch was, wenn es keine Familie gibt? Wenn ein Todesfall oder eine Trennung sie erschüttert haben? Wir haben bei Steirern nachgefragt, die in solchen Situationen helfen.

Wir kennen es alle nur zu gut: Das Bild der glücklichen Großfamilie, die sich um den Esstisch zum Festmahl versammelt. Die leuchtenden Kinderaugen, wenn das Christkind kommt. Zu Weihnachten ist jeder bei seinen Liebsten. Soweit jedenfalls die Wunschvorstellung.

Umso schwerer ist es, wenn das Weihnachtsfest sich nicht so gestaltet. Als Leiterin der steirischen Telefonseelsorge weiß Daniela Bauer, was die Menschen in den Feiertagen bewegt. Ihr Team aus ehrenamtlichen Mitarbeitern verbringt Weihnachten am Telefon, um anderen zuzuhören. „Wir haben alle unsere Fantasien und hohen Erwartungen vom Weihnachtsfest. Das Leben spielt aber oft anders“, sagt Bauer. Die Sorgen bleiben die gleichen wie im Rest des Jahres – viele sind verwitwet oder geschieden – nur sie bekommen ein anderes Gewicht. „Wenn nach außen hin alle glücklich sind, drücken die eigenen Probleme doppelt. Zum Jahresende zieht man Bilanz. Wir sind dünnhäutiger zu Weihnachten.“

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Die Themen und Probleme bleiben die gleichen – Einsamkeit, Beziehung, Verlust – aber sie kriegen zur Weihnachtszeit mehr Gewicht.

Daniela Bauer, Leiterin der Telefonseelsorge

Vorbereitungen belasten viele Menschen
Der Heilige Abend selbst sei aber nicht der stressigste Tag. Viel eher sind es die Tage davor und danach. „Die Vorbereitungen belasten viele Menschen“, sagt Bauer. Viele Institutionen und Ärzte, die sonst helfen, haben außerdem Urlaub.

Am heutigen 24. Dezember muss niemand alleine sein, auch, wenn er oder sie keine Familie hat. Harald Weiss ist einer der Menschen, die dafür sorgen. Seit vier Jahren veranstaltet er am heiligen Abend eine Weihnachtsfeier. Rund 20 Besucher kommen jedes Jahr zwischen 15 und 24 Uhr zu der Fete im Jazzkeller Weiz. „Diese Feier ist für Alleinstehende, für Hilfesuchende, für Leute, denen es den Boden unter den Füßen wegzieht“, sagt Organisator Weiss. „Ich bin geschieden und habe drei Kinder – da war Weihnachten plötzlich ganz anders für mich.“

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Ich bekomme sehr viele Hilferufe, sogar aus der Schweiz. Weihnachten ist für viele nicht leicht, wenn sie Schicksalsschläge hinter sich haben.

Harald Weiss, Party-Organisator

Traurig kommen und fröhlich wieder gehen
Alkohol gibt es bei der Feier keinen, dafür aber ein gemütliches Zusammensein, Plaudern, Kuchen, Kekse und Kaffee. „Man ist froh, wenn jemand traurig kommt und lachend wieder geht“, sagt Weiß. Die Dankbarkeit ist dann groß. Das weiß auch Daniela Bauer: „Es klingt so banal, aber für jemanden da zu sein ist nicht selbstverständlich. Vor allem zu Weihnachten bedanken sich viele bei uns.“

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