Skurriler Streit

Welches Bethlehem ist die Geburtsstadt Jesu?

Ausland
24.12.2019 06:00

Skurriler Streit im Heiligen Land: Es gibt auch noch ein zweites Bethlehem bei Nazareth. „Das ist aber nicht das ,unsere‘ Bethlehem“, sagt der Leiter des Österreichischen Hospizes ...

Die Bibel berichtet uns, dass Jesus in Bethlehem geboren wurde. Aber es gibt im Heiligen Land zwei Orte mit diesem Namen. Bethlehem in Judäa bei Jerusalem und Bethlehem in Galiläa bei Nazareth.

Nördliches Bethlehem als Geburtsort logischer?
Einige Forscher halten das unbekannte nördliche Bethlehem für den wahren Ort der Geburt Jesu. Es wäre ja für eine schwangere Frau kurz vor der Geburt wesentlich einfacher, sieben Kilometer auf einem Esel zu reiten und nicht 150 Kilometer. Bethlehem bei Jerusalem zu erreichen, wäre also zu anstrengend und deshalb unrealistisch.

Tatsächlich hat es in dem Bethlehem in Galiläa auch schon Ausgrabungen gegeben, die eine große Kirche in der Antike belegen und vielleicht sogar auf einen Wallfahrtsort deuten. Was spricht also für „unser“ Bethlehem bei Jerusalem, wohin jedes Jahr zu Weihnachten so viele Menschen pilgern?

Die Bibel wurde zum großen Teil von Menschen geschrieben, die Jesus und Maria zu Lebzeiten auch persönlich gekannt haben. Also die Geschichte von der Erzählung einfach so zu erfinden, ist schwieriger, als man vielleicht denkt.

„Weihnachtsgeschichte eindeutig“
Die Weihnachtsgeschichte spricht eindeutig von Bethlehem in Judäa bei Jerusalem und nicht vom nördlichen Bethlehem. Natürlich könnte es dabei eher um Theologie gegangen sein, und nicht um historische Fakten. Denn laut dem Alten Testament wird der künftige Friedensherrscher hier geboren. Dann muss die Geburt von Jesus auch hier stattfinden, damit er der wahre Friedensherrscher sein kann.

Aber wozu braucht es dann überhaupt irgendein Bethlehem? Dann könnte Jesus auch in Nazareth selbst geboren sein.

Im Weihnachtsevangelium erfahren wir mehr: Kaiser Augustus hatte zu einer Volkszählung gerufen. Jeder musste dazu in die Stadt, aus der er stammte. Für Josef aus dem Haus des Königs David bedeutete das eine lange Reise aus dem nördlichen Nazareth in das Bethlehem bei Jerusalem.

Einheimische überlieferten Philosophen den Geburtsort
Tatsache bleibt, dass bereits Anfang des 2. Jahrhunderts der Philosoph und Märtyrer Justin aus Palästina die Geburtsgrotte im bekannten Bethlehem findet und bestätigt. Er hatte den genauen Ort von Einheimischen erfahren, die sich von der Geburt Jesu noch erzählten. Die Römer, die im Land herrschten, waren offenbar derselben Meinung. Um den Christen ihren Glauben auszutreiben, haben sie diese Höhle einfach einer heidnischen Gottheit geweiht. Damit im Laufe der Zeit die Erinnerung an diesen Jesus verschwinden soll.

Ob eine schwangere Frau also auf einem Esel reiten kann, wird alleine nicht ausreichen, um das andere Bethlehem als richtig zu beweisen. Wer weiß, vielleicht war der Esel ja besonders rücksichtsvoll und Maria nicht so zimperlich, wie manch männlicher Forscher meint.

von Honorarprofessor MMag. Markus Bugnyar, Rektor des Österreichischen Hospizes in Jerusalem, und Kurt Seinitz, Kronen Zeitung

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