Kalaschnikow-Schütze

Tote vor Geheimdienst-Sitz: Terror in Moskau?

Ausland
19.12.2019 22:52

Ein Unbekannter hat in Moskau vor der Zentrale des Inlandsgeheimdienstes FSB mit einem Kalaschnikow-Gewehr das Feuer eröffnet (siehe auch Video oben). Der FSB bestätigte am Donnerstagabend den Vorfall, der Schütze sei dabei getötet worden. Wenig später bestätigte der Geheimdienst auch den Tod eines Mitarbeiters. Insgesamt fünf Menschen wurden verletzt, darunter ein Zivilist. Das Gebiet rund um das Gebäude wurde großräumig gesperrt. Die Ermittler versuchen nun, die Identität des Angreifers zu klären, ein terroristischer Hintergrund wird nicht ausgeschlossen.

Der bewaffnete Angreifer sei von Sicherheitskräften „ausgeschaltet“ worden, so der FSB. Berichte, wonach der Schütze in die Eingangshalle des Gebäudes vorgedrungen sei, dementierte der Geheimdienst ebenso wie die Meldung, dass es drei Täter gegeben habe. Es habe sich um einen Einzeltäter gehandelt, hieß es. AFP-Journalisten, die sich in der Nähe des Tatorts aufhielten, berichteten aber von Schüssen noch zwei Stunden nach dem Angriff. Die Polizei ließ Medienvertreter nicht in die Nähe des Gebäudes vor.

Das russiche Gesundheitsministerium hatte zuvor bekannt gegeben, dass sich zwei verletzte FSB-Mitarbeiter „in kritischem Zustand“ befänden. Insgesamt gebe es fünf Verletzte, zur Identität der Opfer wurden keine Angaben gemacht. Später teilte auch das staatliche Ermittlungskomitee mit, dass der Schütze tot sei. Der Täter habe das Feuer auf die Sicherheitskräfte eröffnet, daraufhin sei er „liquidiert“ worden, hieß es in der Mitteilung in der Nacht auf Freitag.

Ein Instagram-Video zeigt fliehende Menschen nahe des Lubjanka-Platzes, wo sich das FSB-Hauptquartier befindet, Schreie sind zu hören. Auf anderen Videoaufnahmen waren auch bewaffnete Polizisten zu sehen, die durch das belebte Geschäftsviertel im Zentrum Moskaus rannten. Auch waren bewaffnete Männer zu sehen, die aus den Geheimdienst-Büros gestürmt kamen, während Schüsse zu hören waren. Weitere Aufnahmen zeigen auf dem Boden liegende Personen.

Russische Medien berichten von mehreren Angreifern
Nach Darstellung russischer Staatsmedien begann der Angriff um 18.10 Uhr Ortszeit (16.10 Uhr MEZ). Die Schüsse fielen einem Bericht des Staatssenders RT zufolge im Empfangsbereich des FSB. Dort war von drei Angreifern die Rede, zwei sollen bei einem Schusswechsel mit dem Wachdienst des FSB getötet worden sein. Der dritte mutmaßliche Täter konnte demnach zunächst flüchten. Es seien dann weitere Schüsse gefallen, hieß es. Dabei sei ein Verkehrspolizist getötet worden.

Der dritte Angreifer soll sich dann in ein Gebäude geflüchtet und von dort aus weitere Schüsse abgegeben haben. Er wurde bei einem Schusswechsel gegen 19.15 Uhr Ortszeit getötet, wie RT berichtete. Offiziell bestätigt war das aber zunächst nicht. Der FSB erklärte dagegen, dass es sich um einen Einzeltäter gehandelt habe. Der Nationale Wach- und Sicherheitsdienst, der das FSB-Gebäude bewacht, teilte zudem mit, dass niemand in die Geheimdienstzentrale eingedrungen sei.

Straßen rund um Geheimdienst-Zentrale gesperrt
Die Straßen nahe des FSB-Gebäudes im Zentrum von Moskau wurden großsräumig gesperrt. Zudem sollen alle Zugänge zu der Zentrale verriegelt worden sein, hieß es in den Berichten. Die Polizei habe die Passanten aufgerufen, die Umgebung so schnell wie möglich zu verlassen. Ob ein terroristischer Hintergrund vorliegt, ist derzeit noch Gegenstand von Untersuchungen.

Angriff vor „Tag der Sicherheitskräfte“
Der Angriff ereignete sich ausgerechnet am Abend vor dem russischen „Tag der Sicherheitskräfte“, dem 20. Dezember, an dem Militär, Polizei und andere Exekutivkräfte geehrt werden. Präsident Wladimir Putin wollte zu diesem Anlass am Donnerstagabend ein Konzert im Kreml besuchen. Ein Insider vermutete außerdem einen Zusammenhang mit der Rede von Putin, die er am Donnerstag zum Jahresabschluss hielt.

Vor den Journalisten hatte Putin auch über die Bedrohung durch den Terrorismus gesprochen. 54 terroristisch motivierte Straftaten seien im laufenden Jahr vereitelt worden, sagte Putin. Der Nachrichtenagentur Ria Novosti zufolge nahm Putin am Nachmittag an einer Zeremonie zur Würdigung der Geheimdienste teil. Seinem Sprecher Dmitri Peskow zufolge wurde der Präsident über den Vorfall nahe der FSB-Zentrale informiert. Dort war Putin als Leiter des Inlandsgeheimdiensts von 1998 bis 1999 selbst tätig.

Immer wieder islamistische Anschläge
In Russland hat es in den vergangenen Jahren mehrere überwiegend islamistisch motivierte Anschläge gegeben. Häufig stammten die Täter aus dem nördlichen Kaukasus. Die in unmittelbarer Nähe zur FSB-Zentrale gelegene Metro-Station Lubjanka war 2010 einer der Schauplätze eines Doppelanschlags durch Selbstmordattentäter.

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