„Sabotageakte“

Frankreich: Streikende sorgen für Stromausfälle

Ausland
17.12.2019 22:45

Der Kampf der Gewerkschaften gegen die Pensionsreformpläne der französischen Regierung geht unvermindert weiter. Am Dienstag beteiligten sich erneut Hunderttausende Menschen an den landesweiten Streiks und Protesten. Erstmals hatten alle Gewerkschaften gemeinsam zu den Aktionen aufgerufen. Zu den bereits streikenden Berufsgruppen gesellten sich nun auch Lehrer, Anwälte, Justizangestellte sowie Krankenhausmitarbeiter. In Lyon, Nantes und Orleans lösten streikende Mitarbeiter des staatlichen Energiekonzerns EDF stundenlange Stromausfälle in Zehntausenden Haushalten aus.

In den drei Großstädten blieben in den Morgenstunden Zehntausende Haushalte finster. Der Netzbetreiber RTE warf den streikenden EDF-Mitarbeitern „Sabotageakte“ vor. Die Gewerkschaft CGT verteidigte naturgemäß die Aktion und sprach von Handlungen, „mit denen Mitarbeiter zeigen, dass es in diesem Land Strom gibt, weil sie jeden Tag arbeiten“. Man betonte aber auch, dass vor allem große Industriezentren und Unternehmen ins Visier genommen worden seien.

Umweltministerin kritisiert Aktion
Für die Zehntausenden Haushalte, die stundenlang ohne Elektrizität ausharren mussten, spendete das natürlich nur wenig Trost. Umweltministerin Elisabeth Borne verurteilte ebenfalls die ausgelösten Stromausfälle. Diese würden „den Grundsätzen des öffentlichen Dienstes widersprechen“ und hätten „nichts mit der Ausübung des verfassungsmäßig garantierten Streikrechts zu tun“.

Wachpersonal in Gefängnissen streikt ebenfalls
Im späteren Verlauf des Tages kam es Medienberichten zufolge auch in Paris neben den bereits seit Tagen bekannten Behinderungen im öffentlichen Verkehr zu Stromausfällen. Knapp 2000 Haushalte sollen betroffen gewesen sein. In rund 20 französischen Gefängnissen legte zudem das Wachpersonal vorübergehend die Arbeit nieder, aus den Haftanstalten wurden aber keine Zwischenfälle gemeldet.

Bevölkerung wünscht sich Streikpause zu Weihnachten
Nach einer Umfrage des Instituts Harris Interactive für den Sender RTL und AEF Info unterstützen aber trotz des massiv gestörten öffentlichen Lebens in der Grande Nation weiterhin 62 Prozent der Franzosen die Streiks. 69 Prozent der Befragten wünschen sich allerdings eine Pause an den Feiertagen kommende Woche. „Keiner hat Lust auf Störungen zu Weihnachten“, sagte der Chef der Gewerkschaft UNSA, Laurent Escure. „Aber dafür ist vor allem die Regierung verantwortlich.“

Premierminister Edouard Philippe hat die Gewerkschaften für Mittwochnachmittag zu neuen Verhandlungen eingeladen, um eine Fortsetzung der Streiks abzuwenden. Eine Annäherung ist trotz erster personeller Konsequenzen im Kabinett von Präsident Emmanuel Macron aber nicht in Sicht: Philippe zeigte sich erneut „vollkommen entschlossen“, die Reform umzusetzen.

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