„Prometheus Unbound“:

Mehr eine Vorlesung als echte Theatermagie

(Bild: PETRA MOSER)

Noch brauchen sich Schauspieler, Autoren und Regisseure nicht zu fürchten, dass sie durch Künstliche Intelligenz (KI) überflüssig werden könnten: Text, Videos und Musik zur Landestheater-Uraufführung „Prometheus Unbound“ kamen zum Großteil vom Computer, doch Theatermagie entstand dabei keine.

Es war eher eine abwechslungsreiche Vorlesung als ein Theaterstück, was da bei der Uraufführung von „Prometheus Unbound“ der Cyberräuber Marcel Karnapke und Björn Lengers auf der Studiobühne des Landestheaters geboten wurde. Die beiden tapferen Darsteller Angela Waidmann und Alexander Julian Meile erklärten zwischen den Szenen immer wieder, was die KI gerade macht, wie sie funktioniert und welche philosophischen Fragen das aufwirft. Während der Szenen bekamen die beiden den im selben Moment computergenerierten Text live ins Ohr gespielt und wiederholten ihn für das Publikum. Viel Schauspielkunst konnten sie dabei nicht zeigen, schließlich hatten sie ja keine Ahnung, welche Inhalte kommen würden.

Verspiegelte Oberfläche
Auf einer verspiegelten Oberfläche (Bühne und Kostüme: Angelika Daphne Katzinger) kämpften sie sich durch die Textbrocken der KI, die zwar halbwegs zusammenhängende Sätze, aber noch lange keine Theatermagie produzierte. Video- und Musikeinspielungen der Maschine funktionierten besser und schufen eine mystische Atmosphäre.

Mutiges Projekt
Trotz der dramaturgischen Schwächen: Ein mutiges Projekt, das das Landestheater hier in den Spielplan aufgenommen hat. Damit hat man sich ein Kernthema des Ars Electronica Centers gekrallt und gezeigt, dass man hier sehrwohl auch mitmischen möchte. Herausgekommen ist ein interessantes Experiment im Bereich künstlicher Kunst, das man wohl eher am AEC-Festival erwartet hätte. Jedem, der sich für Künstliche Intelligenz interessiert, sei dieser Versuch der Cyberräuber empfohlen.

Jasmin Gaderer, Kronen Zeitung