Sturm-Trainer spricht

„Ich verstehe den Frust“

Steiermark
15.12.2019 07:00

Sturm-Trainer Nestor El Maestro lässt vor dem letzten Spiel im Jahr beim LASK tief in seine Seele blicken. Der Coach über Aufs und Abs in seinem ersten halben Jahr auf der schwarz-weißen Bank, die „Steirer-Kritik“, Vergleiche mit dem WAC und die Last besserer Zeiten.

Krone: Sechs Monate lang Sturm-Trainer. Was waren deine emotionalen Highlights? Was hat die Stimmung getrübt?
Nestor El Maestro: Was wehtut, sind unsere verpassten Möglichkeiten. Es wäre in vielen Spielen viel mehr drin gewesen, wenn Kleinigkeiten anders laufen. Top war das Gefühl nach dem Schlusspfiff beim 1:0 in Wolfsberg nach dem Ausscheiden im Europacup. Damals war ich neu beim Verein und man hat viel vom Zusammenhalt, den ich will, gesehen. Auch die Despodov-Tore gegen Hartberg waren schön. Das war ein brutal wichtiges Match - denn für mich wäre es extrem unangenehm, mehrere Wochen in der Tabelle hinter Hartberg zu stehen. Das war eine Erleichterung.

Leicht geht’s bei Sturm gefühlt seit Sommer 2018, als man zuvor Cupsieger und Vizemeister war, nicht von der Hand. Wie gehst du mit dem Druck der Vergangenheit um?
Einerseits hab ich, nachdem ich auf Events die Bilder aus Sturms erfolgreicher Vergangenheit gesehen habe, selbst Tränen in den Augen. Bei Bildern, wenn Foda die Schale hebt oder sie Osim auf den Schultern vom Rasen tragen. Das motiviert. Es zeigt, was möglich war und vielleicht ist. Es erzeugt aber auch Druck. Ich gehe nicht davon aus, dass ich bald auf den Schultern vom Platz getragen werde...

Verstehst du den Frust vieler Sturm-Fans?
Ich spüre ihn nicht, ich war 2018 nicht dabei. Ich verstehe den Frust aber, denn Sturm war Cupsieger, Vizemeister - und am Ende europäisch trotzdem nicht dabei, wie etwa jetzt LASK und WAC. Aber die haben eine andere Konstellation gehabt, mussten nicht durch eine Quali. Man muss aber sagen, dass LASK und WAC ihre Mannschaften großteils gehalten haben. Sturm hat das nicht getan. Bei Sturm sind halt auch viele Spieler weggelaufen.

Wie sieht das jetzige Mannschaftsgefüge aus?
Gefühlt ist dieses Team deutlich interessanter als das der letzten Saison. Bei vielen Zugängen ist eine Fantasie da, dass da richtig was draus werden kann. Das hat man hie und da sehen können. Noch bringen wir’s nicht regelmäßig auf den Platz.

Was sagst du zur Kritik, dass Sturm zu wenige Steirer im Profi-Kader hat?
Dafür hab ich in der modernen Zeit wenig Verständnis. Es gibt viele bei uns, die sich total mit Graz identifizieren, deren Kinder hier auf die Welt kommen, die hier Häuser bauen. Dass dann einer aus Niederösterreich anders „gesehen“ wird als ein Steirer, ist lächerlich. Ich hab das Steirer-Argument oft gehört. Öfter bin ich aber gefragt worden, ob wir nicht Despodov halten können.

Was stimmt dich positiv, dass man ausgerechnet beim LASK zuschlagen kann?
Der LASK ist ein großer Verein. Aber wir sind Sturm und wir sind groß genug, zu meinen, dass wir uns dort nicht verstecken müssen.

Was fehlt noch, damit Sturm wieder „größer“ wird?
Wir haben Steigerungsbedarf gegen Gegner, die am Papier kleiner sind. Am Platz sind die Unterschiede aber gering, ist jedes Team mit uns auf Augenhöhe.

Ist Sturm noch immer größer als etwa der WAC?
Meinst du, dass Tottenham in der Wahrnehmung je so groß wird wie Manchester United?

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