Club in Innsbruck

Faszination Bridge: Eine Königin und ihr Gefolge

Tirol
14.12.2019 15:00
Für Außenstehende ein spanisches Dorf. Für Eingeweihte der Himmel auf Erden. Bridge – die Königin der Kartenspiele hat in Innsbruck eine treue Gefolgschaft. Besuch in einem Club der Denker und Strategen.

„Um 19 Uhr fangen wir an, dann wird nicht mehr gesprochen.“ Die Botschaft von Doris Kirchebner am Telefon ist unmissverständlich. Wer etwas über den Bridge-Club RWR Innsbruck erfahren will, der muss die Spieler erwischen, bevor sie ihr Pokerface aufsetzen. Und wer glaubt, dass dieser erlesene Kreis ein Kaffeekränzchen ist, der wird rasch eines Besseren belehrt. Hier wird gezockt, was die 52 Karten hergeben.

Ein Denksport wie Schach, aber anders
Bridge gilt als die Königin der Kartenspiele. Wer dieses Blatt beherrscht, für den ist jedes andere Kartenspiel ein Klacks. Ein Denksport wie Schach. „Du musst aber ein Teamplayer sein, deine eigenen Interessen anderen unterordnen können“, streicht Club-Präsident Carl-Erik Torgersen die Unterschiede der beiden Königsdisziplinen heraus. An den Gesichtern der Anwesenden ist abzulesen, dass für sie der Kampf um die Krone entschieden ist.

Zweimal in der Woche zum Rendezvous
Es ist 18.30 Uhr. Immer mehr Spieler trudeln in der Altbauwohnung in Innsbruck-Wilten ein. Hier hat der Bridge-Club Innsbruck sein Hauptquartier. Silvia Grassecker kommt zweimal in der Woche extra aus Telfs angereist. „Es gibt in Tirol ja nur den Club in Innsbruck und einen in Kitzbühel. Wenn’s sein muss, würd’ ich auch dorthin pilgern“, meint sie mit einem Augenzwinkern. Grassecker lacht, aber es ist ihr ernst. Die Telferin schwärmt von Bridge, als ginge es um einen feurigen spanischen Flamenco. Dabei gilt das komplexe Spiel eher als Zeitvertreib der wenig temperamentvollen Briten und von gemächlichen Semestern. Ein Image, das die Innsbrucker Bridge-Fans nicht verstehen können. „Das Spiel ist doch so aufregend und spannend, hat Charme und Witz“, schwärmt Julia Gruber. Sie ist eindeutig die Jüngste in der Runde.

Es begann vor 70 Jahren im Café Schindler
75 Mitglieder hat der Innsbrucker Club. Vor 70 Jahren wurde im Café Schindler der Grundstein gelegt. Torgersen blickt mit einem Anflug von Wehmut zurück: „Wir hatten schon mal mehr als 100 Mitglieder. Jetzt werden wir immer weniger.“ Die Konkurrenz am Markt der Freizeitvergnügen ist übermächtig, das Internet eine neue und unendlich große Spielwiese.

Doch wer einmal Feuer gefangen hat, den lässt Bridge nicht mehr so leicht los. „Mir kribbelt es richtig in den Fingern“, beschreibt Doris Kirchebner eine Leidenschaft, die Menschen auf der ganzen Welt verbindet. Sogar Urlauber aus Australien hätten ihre Entzugserscheinungen bereits bei Clubabenden in Innsbruck gelindert, berichtet Grassecker. Bis zu Weltmeisterschaften reicht das Turnierangebot.

Inzwischen ist es 19 Uhr geworden. Aufbruchstimmung! Die Tische in den fünf Räumen füllen sich mit Vierer-Gruppen. Dann geht es los. Die erste Runde gilt der Lizitation (Bieten), dann wird abgespielt. So viel ist auf die Schnelle zu verstehen. Der Rest – ein spanisches Dorf. Fragen geht nicht mehr. Die Spieler sind in ihren Himmel entrückt.

Alle Infos zum Bridge-Club RWR Innsbruck und Kontaktdaten für interessierte Neueinsteiger unter: www.bridge-innsbruck.at

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