Plastikfrei

Vom Trend zum neuen Lebensstil

Salzburg
13.12.2019 06:04

Zwanzig Kilo Plastik verbrauchen die Salzburger pro Kopf im Jahr. Insgesamt fallen somit 11.000 Tonnen Plastikmüll an. Alternative Verpackungen erleben einen Boom: So etwa am Salzburger Christkindlmarkt, wo Plastiksackerln verbannt werden.

Was jahrelang als Öko-Trend belächelt wurde, entwickelt sich mehr und mehr zu einem neuen Lebensstil: „Ich würde sagen, ich lebe zu 90 Prozent plastikfrei. Besonders beim Einkaufen achte ich drauf, das Gemüse und Obst immer lose zu kaufen, Stoffsackerln und Gläser zu verwenden“, erzählt Sophie Ritter, eine Studentin aus Salzburg. Seit einem Jahr versucht die junge Frau, Plastik so gut wie möglich aus ihrem Alltag zu verbannen. Das gelingt ihr mal besser, mal schlechter: „Schwierig sind plastikfreie Alternativen bei Medikamenten und auch beim Thema Verhütung.“

„Plastikfrei Leben ist auch eine Geldsache“

Auch Christoph Kleinbruckner, Student in Salzburg, versucht sich im Plastik-Reduzieren: „Wenn ich wo einkaufen gehe, dann nehme ich eigentlich immer selbst Tupperboxen mit. Ein echtes Problem in Salzburg ist der Lieferservice.“ Es gebe nämlich keinen Anbieter, der auf plastikfreie Alternativen umgestiegen ist.

Auch das Geldthema sei bei Bio-Produkten und alternativen Verpackungen schwierig: „Vor allem als Student kann man sich teure, klimaneutrale Produkte auf Dauer nicht leisten. Ganz auf Plastik zu verzichten ist leider keine Einstellungssache, sondern auch eine finanzielle Sache“, kritisiert Kleinbruckner.

Zur Lebensphilosophie wurde dieser Gedanke auch für Christina Strauß, Geschäftsführerin im Laden „Genuss pro Gramm“ im Salzburger Andräviertel. Ende September hat sich die junge Frau damit einen lang ersehnten Wunsch erfüllt: ein eigener kleiner Laden, in dem komplett auf Plastikverpackungen verzichtet wird. „Mir ist wichtig, dass die Kunden alles, was sie im Haushalt brauchen, direkt hier bekommen. Von Lebensmitteln über Zahnpasta bis zu Taschentücher. Und das zu einem fairen Preis“, erzählt die junge Frau.

11.000 Tonnen Plastikmüll in Salzburg

Im Jahr verbrauchen Salzburger pro Kopf rund 20 Kilogramm Plastikmüll, auf das ganze Bundesland gerechnet sind das knapp 11.000 Tonnen. "Zwischen Stadt und Land gibt es aber erhebliche Unterschiede’’, weiß Wilfried Mayr vom Referat für Abfallwirtschaft und Umweltrecht des Landes Salzburg.

Per App dem Kunststoff den Kampf ansagen

Auf Plastik zu verzichten hat sich auch Jennifer Timrott, Initiatorin der App „Replace-Plastic“, vorgenommen. Sie will damit bei den Unternehmen Bewusstsein schaffen. „Mit der App scannt man den Barcode von einem Produkt, bei dem man sich an der Plastikverpackung stört. Wenn das Produkt erfasst ist, generiert man so eine E-Mail, die wir im Namen unseres Vereins an den Anbieter senden“, berichtet die Umweltschützerin. Auf diesem Weg möchte sie das Kundenfeedback direkt in die Unternehmen tragen und für mehr Alternativen im Supermarkt kämpfen.

Zitat Icon

Mit unserer App kann man sich direkt an die Firmen wenden, bei denen die Plastikverpackung stört. Wir wollen so viel stärker sensibilisieren.

Jennifer Timrott, Gründerin der „Replace Plastic“-App.

Bio durch die Adventszeit

Neue Weihnachtskugeln, Kerzen oder ein Lebkuchenherz für den Liebsten - besonders in der Weihnachtszeit ist der Kaufrausch am Adventmarkt groß. Dabei unvermeidlich: Unmengen an Plastik und Papiersackerln. Diesem Trend will der Salzburger Christkindlmarkt entgegenwirken und verbannt bei seinen Ständen die bisher üblichen Plastiksäcke. Heuer ist das letzte Jahr, in dem Kunden ihre Weihnachtseinkäufe noch mit ihren Plastikbeuteln heimtragen können.

Ab 2020 sollen diese dann durch Biosäcke aus Stärke oder Zellstoff ersetzt werden. Die neuen Taschen sind kompostierbar und daher biologisch abbaubar. Neu ist auch die Einführung eines Pfandsystems für alle Plastik- und Glasflaschen, die am Christkindlmarkt in den Umlauf gelangen. „Damit soll erreicht werden, dass die von uns verkauften Mehr- und Einwegflaschen wieder retour kommen und von den Standbesitzern ordnungsgemäß entsorgt werden“, betont Christkindlmarkt-Obmann Wolfgang Haider.

Stephanie Angerer
Stephanie Angerer
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