My Fair Lady-Premiere

Eliza verschlägt Publikum Sprache

Salzburg
08.12.2019 12:04
„Es grünt so grün, wenn Spaniens Blüten blühen!“ Der Ohrwurm plagt seit der Uraufführung von Frederick Loewes „My Fair Lady“ im Jahr 1956 Generationen von Musical-Fans. Regisseur Andreas Gergen bringt den Klassiker rund ums geschliffene Wort wieder ans Landestheater. Star des Abends: Ilia Staple als Eliza.

„Erhängen für kaltblütigen Muttersprachenmord“, urteilt der Sprachfanatiker Professor Henry Higgins (Sascha Oskar Weis) über die Blumenverkäuferin Eliza Doolittle. So weit kommt es nicht. Henry nimmt eine Wette an und das Mädchen von der Straße. In drei Monaten soll er aus dem „Geschöpf, das deprimierende Laute ausstößt“ eine Lady machen und ihr den Dialekt austreiben. Er lehrt sie Hochdeutsch, führt sie in die feine Gesellschaft ein. Bald kann er nicht mehr ohne Eliza leben. Das will sich der Dandy und Junggeselle nicht eingestehen.

Auf der Bühne des Landestheaters stapeln sich Bücher in Regalen bis unter die Decke, zeigen wie Higgins mit seiner Bildung protzt. Dabei bleibt es nicht. Die Drehvorrichtung schiebt ein toll gestaltetes Element nach dem anderen auf die Bühne.

Beispiel: Beim Rennen in Ascot macht es Peng. Mannsgroße Pferdederby-Figuren galoppieren vorbei. Rauchschwaden des Startschusses kriechen um die Beine der hohen Gesellschaft. Die ist stilvoll kostümiert. Das pastellfarbene Licht schmiegt sich um Wachsjacken, Cardigans, karierte Dreiteiler. Alles fließt und greift ineinander. Die Atmosphäre saugt die Zuschauer ein.

Das treibt zu darstellerischen Höchstleistungen an. Weis mimt den Schnösel Higgins, ohne ihn völlig unsympathisch zu zeichnen.

Staple liefert eine grandiose Show. Sie wechselt zwischen tiefstem Wienerisch und Hochdeutsch hin und her. Singt mal brachial, mal engelsgleich, trifft jeden Ton, während sie über die Bühne poltert, auf einem Sofa tobt und zwischen Higgins’ Beinen durchrutscht. Die Zuschauer gewinnen Eliza lieb. Damit sind sie nicht allein. Doch Henrys Selbstbezogenheit steht seinem Glück im Weg. „Kann eine Frau nicht sein wie ich?“, fragt er.

Eliza singt: „Ich bin ich, auch ohne dich!“ Sie packt die Koffer. Higgins denkt endlich über sein Verhalten nach. Ob er sie wiedersehen wird, bleibt fraglich. Da ist der Zuschauer im Vorteil. Er kann einfach noch mal eine Musical-Karte kaufen.

Christoph Laible
Christoph Laible
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