krone.at-Kolumne

Adieu, Sozialdemokratie!

Österreich
04.12.2019 11:55

Die SPÖ ist aktuell redlich darum bemüht, sich selbst zu zerstören. Ein reines Köpferollen wird da nicht helfen. Die Probleme der Roten gehen viel tiefer und der versprochene Neuanfang lässt auf sich warten. Es könnte das Ende einer stolzen Partei-Ära sein.

Zwei Traditionsparteien arbeiten derzeit mit sehr viel Hingabe an ihrer endgültigen Selbstdemontage. Während die FPÖ damit beschäftigt ist, ihren ehemaligen Parteichef loszuwerden und die vielen Scherben, die er hinterlassen hat, aufzusammeln, hat die SPÖ ganz andere, aber nicht weniger gravierende Probleme: die hohen Parteienschulden, die inhaltliche Orientierungslosigkeit und letztendlich auch sich selbst.

Gerade die vergangenen Wochen bescherten einige Momente, in denen man aus dem Kopfschütteln erst gar nicht herauskam. Das vorläufige Highlight in der roten Serie an Pleiten, Pech und Pannen: Ausgerechnet jene Partei, die sich seit jeher das wohlklingende Schlagwort „soziale Verantwortung“ an die Brust heftet, kündigte kurz vor Weihnachten 27 ihrer langjährigen Mitarbeiter - per knapper E-Mail. Sieht so etwa die originelle Interpretation des SPÖ-Slogans „Menschlichkeit siegt“ aus? Das wäre ja durchaus lustig, wenn es denn nicht so traurig wäre.

Pamela Rendi-Wagner kann einem nur noch leidtun
Überhaupt scheint die SPÖ derzeit kaum aus der Abwärtsspirale herauszukommen. Die Wahlen liefen trotz sündteurer Berater schlecht und anstatt inhaltlicher Feuerwerke scheint die eigene Nabelschau im Vordergrund zu stehen. Dass sich Pamela Rendi-Wagner wegen ihrer kommunikativen Tollpatschigkeit selbst Kritik aus den eigenen Reihen gefallen lassen muss und bereits über potenzielle Nachfolger spekuliert wird, verbessert auch nicht unbedingt ihre Situation. Dabei ist die Parteichefin sicherlich nicht die Wurzel allen Übels.

Migration und Klimawandel: Wischi-Waschi-Antworten sind das Problem
Das Problem ist ein anderes: Nach der goldenen Ära der Roten samt unbestrittener Errungenschaften folgte die inhaltliche Flaute. Beim Dauerbrennerthema Migration rang man viel zu lange um eine stringente Linie und als die dann gefunden war, wusste erst recht keiner, wofür die SPÖ eigentlich steht. Der Glaube, in heiklen Fragen mit Wischi-Waschi-Antworten beim Wähler durchzukommen, setzte sich auch bei dem wahlbeherrschenden Thema 2019 fort. Oder können Sie spontan erklären, was die SPÖ in Sachen Klimaschutz will?

Rückkehr der Sozialdemokraten ist nicht in Sicht
Derzeit spricht nicht viel dafür, dass sich die SPÖ in absehbarer Zeit wieder fangen wird. Zu groß sind die Gräben, zu verworren die internen Probleme, zu bequem das Aussitzen. Wenn man sich die vergangenen Wochen so ansieht, versteht man, dass vor allem die Jungen in der Partei einen radikalen Neustart einfordern. Aber solange man der Meinung ist, dass die Richtung stimmt, werden diese Rufe ungehört bleiben. Und wir werden uns von einer stolzen Sozialdemokratie verabschieden müssen.

Katia Wagner, krone.at

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