Kritik von Innen

Tiroler Skilehrerausbildung auf dem Prüfstand

Tirol
04.12.2019 11:30
Über 6000 Ski-, Snowboard- sowie Langlauf- lehrer tummeln sich auf Tirols Pisten und Loipen. Sie gelten als die besten der Welt. An Kritik am Ausbildungsweg fehlt es aber nicht.

In kaum einem anderen Land sind die Ansprüche an Skilehrer so hoch wie in Österreich. Christoph Höbenreich von der Landessportabteilung schwört auf die Ausbildung: „Unser Skischulwesen hat eine lange Tradition und kann auf viel Erfahrung zurückgreifen.“ Der Lehrweg besteht aus vier Ausbildungsstufen: Skilehrer-Anwärter, Landesskilehrer, Diplomskilehrer und Skiführer. Während die erste Stufe schon ab 16 absolviert werden kann und der zehntägige Kurs keine große Herausforderung darstellt, müssen die darauffolgenden Titel hart erkämpft werden.

Wenige schaffen Diplom
Von insgesamt 1339 Teilnehmern bestanden im Vorjahr 106 (etwa 8 Prozent) die Anwärter-Prüfung nicht. 17 Kurse wurden heuer vom Tiroler Skilehrerverband unter der Marke „Tiroler Skischule“ für diese Ausbildungsstufe angeboten. Für die Landesskilehrerausbildung ist ebenfalls der Tiroler Skilehrerverband zuständig – 2018 traten die Prüfung insgesamt 86 Personen an, 67 bestanden – demnach fielen rund 22 Prozent durch. Die Ausbildung zum Diplomskilehrer wird von der Bundessportakademie Innsbruck durchgeführt, die Prüfung ist wesentlich von der EU geregelt. Im Vorjahr bestanden diese 39 Personen, 28 fielen durch – das sind rund 42 Prozent alle, die antreten.

Zu viele Anwärter?
Grund zum Aufschrei für einen pensionierten Tiroler Diplomskilehrer, der sich an die „Krone“ wandte. Er und seine Anhänger kritisieren seit Jahren, dass es mit rund 4000 an der Zahl zu viele Anwärter gibt. Zum Vergleich: Landesskilehrer sowie Diplomskilehrer gibt es in Tirol jeweils um die 1000 (Stand August 2018).

„Ich habe alle Stufen gemacht, aber damals war es noch leichter – mittlerweile tun sich schon Skirennfahrer bei der Diplomprüfung schwer“, meint der Skilehrer mit 40 Jahren Erfahrung und fordert leichtere Aufnahmeprüfungen. Für Höbenreich ein Widerspruch in sich: „Dadurch würde ja die Qualität der Ausgebildeten sinken.“ Zudem bestehe auch nicht die entsprechende Nachfrage – ein Großteil der Anwärter unterrichte schließlich Kinder: „Für ihre Tätigkeit braucht es mehr kinderpädagogische als skitechnische Fähigkeiten.“

Mangel in der Hochsaison
Der pensionierte Skilehrer spricht jedoch noch ein weiteres Thema an: Den Skilehrermangel in der Hochsaison. „Anwärter werden dann zu Höchstpreisen an die Gäste verkauft und gleichzeitig mit einem mickrigen Lohn abgespeist, weil es an Landes- und Diplomskilehrern fehlt“, schildert er aus eigener Erfahrung. Dass es zu solchen Vorfällen kommt, schließt Höbenreich nicht aus - doch die Forderung nach einem gesetzlichen Sternesystem für Skischulen oder gar eine Beschilderung über den Ausbildungsgrad der Lehrer weist der Experte des Landes Tirol klar zurück: „Gastronomiebetriebe hängen ja auch nicht aus, dass sie Lehrlinge beschäftigen.“ Den Lehrermangel in der Hochsaison bestätigt Höbenreich: „Man kann junge Leute nicht zu ihrem Glück zwingen - für viele ist der Beruf nur für ein paar Jahre interessant. Die höheren Ausbildungsstufen finden immer weniger Nachfrage.“

Mirjana Mihajlovic
Mirjana Mihajlovic
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