„Tierecke“ klärt auf:

Sind Katzen wirklich die Vogelkiller Nummer eins?

Tierecke News
04.12.2019 05:00

Große Wellen schlug eine Studie zweier Umweltrechtler, nach der Freigang für Katzen künftig aus Artenschutzgründen verboten werden sollte - wir haben berichtet. Doch sind die Stubentiger tatsächlich der „Tod auf Samtpfoten“? „Krone“-Tierexpertin Maggie Entenfellner hat zahlreiche Experten dazu befragt.

Irrtum Nummer 1
Die Vogelschutzrichtlinie verbietet Katzen den Freilauf. Das ist falsch: Sie besagt lediglich, dass die Fortpflanzungsstätten zur Brutzeit nicht absichtlich zerstört werden dürfen. Das betrifft allerdings auch Landwirte, die mit ihren Traktoren oftmals die Nester von Bodenbrütern kaputtmachen. Ob einer Katze absichtliches Töten unterstellt werden kann, sei dahingestellt.

Irrtum Nummer 2
Die Katze als „Vogelkiller Nummer eins“. Alleine 23 Millionen der gefiederten Gesellen landen in Netzen, die in EU-Ländern (!) gespannt werden. Dagegen fangen Samtpfoten in unseren Breiten kaum Vögel. Die Katze mag mancherorts lokal zur Plage werden, ist aber keinesfalls Verursacher des Vogelsterbens. In den vergangenen Jahrzehnten haben sich die Insekten um bis zu zwei Drittel dezimiert - damit fehlt den Vögeln schlichtweg die Nahrung, ihre Brut verhungert sozusagen. Schuld daran ist die Zerstörung der natürlichen Lebensräume diverser Arten - und zwar durch Menschenhand, etwa durch den Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln. Entenfellner: „Man darf durchaus hinterfragen, welche Gifte so mancher Grundbesitzer verwendet. Ein naturnaher Garten ist die Devise! Ein solcher trägt dazu bei, Insekten zurückzuholen und damit Vogelpopulationen zu retten.“

Irrtum Nummer 3
Die Situation in Österreich ist mit jener in anderen Ländern vergleichbar. Sperren wir die Katzen ein, droht uns eine Mäuseplage? Müssen dann erst wieder (andere) Fressfeinde eingesetzt werden? Eine solche Problematik kennt man aus Ländern wie Australien, wo eingeschleppte Arten große Probleme im ursprünglichen Ökosystem verursachen und dann mit Fressfeinden regelrecht „bekämpft“ werden. So haben sich dort unter anderem Katzen wild vermehrt und zum Artensterben beigetragen. In Neuseeland bedeutet die große Katzenpopulation den sicheren Tod der vielen zum Teil flugunfährigen Vogelarten. In Österreich gibt es dieses Problem in der Form nicht.

Irrtum Nummer 4
Hauskatzen sind gnadenlose Jäger. Auch das ist nicht korrekt: Die Vierbeiner jagen maximal zum Zeitvertreib, viele gar nicht. Daheim wartet immerhin der volle Futternapf. Das größte Problem für Vögel stellen verwilderte Hauskatzen dar, denn sie müssen ihren Nahrungsbedarf über Abfälle und Jagderfolge decken. Es gilt daher, ihre Bestände durch Kastrationsprogramme unter Kontrolle zu halten. Entenfellner: „Bei uns gibt es eine gesetzliche Kastrationspflicht für Freigänger. Diese muss ordentlich exekutiert werden. Das Gleiche gilt für Streunerkatzen - dann kommt es auch zu keiner wilden Vermehrung!“

Was können Sie tun?
Sollte Ihre Katze ein Freigänger sein, unbedingt kastrieren lassen! Sie sind laut Gesetz dazu verpflichtet. Wenn Sie Ihren Liebling von Mitte Mai bis Mitte Juli in der Früh nicht hinauslassen, ist den Vögeln bereits sehr geholfen - zu dieser Zeit sind die gerade flügge gewordenen Jungvögel unterwegs. Maggie Entenfellner: „Sie können auch die Bäume in der näheren Umgebung, auf die Ihr Stubentiger gerne klettert, mit Manschettenringen sichern. Als Sträucher für den Garten eignen sich Wildrose und Weißdorn besonders gut, denn durch die Stacheln werden Vogelnester besser geschützt.“

Maggie Entenfellner und Denise Zöhrer, Kronen Zeitung

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(Bild: kmm)



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