Ein Monat Rauchverbot

Aufruhr um Qualm: Alles nur heiße Luft?

Tirol
02.12.2019 12:30

Exakt ein Monat alt ist das Rauchverbot in der Gastronomie. Der „Krone“-Rundblick liefert ein erstes Resümee - zugegeben nicht repräsentativ, dafür umso erstaunlicher.

Was war es doch für ein Aufreger: Rauchen in öffentlichen Lokalen, ja oder nein? In vielen Staaten ist das längst kein Thema mehr. Bei uns erst die „Österreichische Lösung“ um den blauen Dunst im Dunstkreis der Blauen, dann das definitive Rauchverbot ab 1. November. Vielen Wirten rauchte der Kopf, sie vermuteten Umsatzeinbußen und sprachen sogar von Existenzgefährdung. Jetzt, ein Monat nach Inkrafttreten des Rauchverbotes in der Gastronomie, exakt des „Tabak- und Nichtraucherinnen- bzw. Nichtraucherschutzgesetzes“ scheinen sich die Nebel zu lichten. Die Befürchtungen, alles Schall und Rauch?

„Ich glaube nicht, dass jemand wegen des Rauchverbotes in den Lokalen weniger raucht oder gar aufhört. Rauchen hat einen sozialen Aspekt, das sollte nicht vergessen werden“, meint Maria Kranewitter. Sie steht gerade ihrer Lust frönend mit ihrer Freundin an einem Gasheizschirm am Nassereither Postplatz vor der Trafik von Lydia Thurner. An der Trafik angeschlossen – sogar mit einem Durchgang – das frühere Raucher-Café „Platzhirsch“, das Lydias Sohn Raphael betreibt.

Überraschung: Keine Einbuße im Umsatz
Somit tangiert die Familie Thurner die Causa doppelt. „Logisch“, sagt Frau Thurner, „der Gast, der am Abend vielleicht zehn Zigaretten im Lokal geraucht hat, geht sicher nicht zehnmal raus.“ Raphael nickt, aber: „Ich merke in der Gästefrequenz vom Rauchverbot nichts. Ich habe zwar zwei Stammgäste verloren, dafür kommen neue.“ Wenn also weniger geraucht wird, müsste sich das auf den Umsatz der Trafikanten niederschlagen. Auf Bitte der „Krone“ sah sich Lydia Thurner den Umsatz im November 2018 an. Fazit: Annähernd gleich! „Von der Trafik alleine könnte ich sowieso nicht leben, mit dem Geschäft als Postpartner geht‘s.“ Sowohl Trafikantin als auch Lokalbetreiber verzeichnen demnach keinen Umsatzverlust.

Innenstadtwirt froh über die Rauchverbannung
Doch wie sieht’s in der Stadt aus? German Zimmermann, selbst Raucher, übernahm das Café „Galerie“ in der Innsbrucker Altstadt vor drei Jahren mit Raucherbereich. „Ich verlor einige sehr gute Mitarbeiter, weil sie den Qualm nicht mehr aushielten“, berichtet er, „so verwandelte ich das Café vor gut einem Jahr in ein Nichtraucherlokal. Das Ergebnis war ein Umsatzverlust von rund 40 Prozent.“ So habe er den Raucherbereich wieder aktivieren müssen. Heute stellt sich die Situation völlig anders dar. Zimmermann begrüßt das neue Gesetz und verzeichnet im ersten Monat ohne Rauch sogar ein Umsatzplus!

„Jetzt kehrt Ruhe ein“
Eine sich beruhigende Situation sieht auch Josef Hackl, der Spartenobmann Tourismus und Freizeit in der Wirtschaftskammer: „Erst war große Aufruhr, jetzt kehrt Ruhe ein. Die Wirtskollegen sprechen schon von einer schwächeren Frequenz, gehen aber von einer Normalisierung in den nächsten Monaten aus.“

Nebulos sei allerdings die Situation, wenn die Raucher ihrem „schamanischen Ritual“ vor der Türe nachgehen: „Die Erlaubnis auf so genannten Freiflächen ist nicht exakt definiert. Wir wissen also nicht, ob wir zum Beispiel ein Zelt aufstellen dürfen. Da fühlen wir uns vom Ministerium schon im Stich gelassen.“

Anzeigen bei Behörden verschwindend gering
Das sieht auch der Nassereither Lokalbetreiber Raphael Thurner so. Also, alles Schall und Rauch? Ja, weil der Schall draußen zunimmt, wenn der Rauch drinnen abnimmt. „Da bin ich neugierig, wie sich das mit dem Lärm entwickelt“, sagt Thurner, „bisher waren unsere Nachbarn verständnisvoll.“

Oder sind die Wirte so perfekt in der Umsetzung? Offensichtlich, denn Konfliktthema scheint es keines (mehr) zu sein. Zwei Anzeigen in der BH Imst, drei Anzeigen in der BH Innsbruck-Land und nur sieben Anzeigen in Innsbruck im ersten Rauchfrei-Monat belegen: Die Aufregungen im Vorfeld – alles heiße Luft!

Hubert Daum, Kronen Zeitung

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