Anschlag in London

Terrorist erstach den „Champion“ der Ex-Häftlinge

Ausland
01.12.2019 09:46

Nach dem Terroranschlag mit zwei Toten in London ist jetzt die Identität eines der beiden Opfer öffentlich gemacht worden: Der 25-jährige Jack Merritt wurde vom Attentäter Usman Khan, einem vorbestraften Terroristen, mit Messerstichen getötet. Der junge Brite war der Kursleiter jener Veranstaltung für Ex-Häftlinge in der Fishmongers‘ Hall, die auch der später von der Polizei erschossene Angreifer besucht hatte - und die zum Ausgangspunkt seines blutigen Terrors wurde.

Der von Khan erstochene 25-jährige Merritt war laut britischen Medien Mitarbeiter der Abteilung für Kriminologie an der renommierten Cambridge-Universität und leitete am Freitag einen Kurs im Rahmen der von der Universität organisierten Konferenz „Zusammen lernen“, die in der Fishmongers‘ Hall stattfand.

Attentäter stach bei Konferenz zur Resozialisierung auf Menschen ein
In der ehemaligen Halle der Fischhändler-Gilde startete kurz vor 14 Uhr der Attentäter seinen blutigen Angriff, der nur wenige Minuten später auf der nahe gelegenen London Bridge endete. Berichten zufolge hatte Khan, der als Häftling an dem Cambridge-Programm zur Resozialisierung teilgenommen hatte und als Ex-Sträfling die Konferenz besuchte, gedroht, die Fishmongers‘ Hall in die Luft zu sprengen, und dann damit begonnen, in dem Gebäude auf Menschen einzustechen. Einer davon war Jack Merritt.

Merritt sei für viele der ehemaligen Gefängnisinsassen, die er in einem Rehabilitationsprogramm betreute, ein „Champion“ gewesen, berichteten britische Medien. David Merritt, der Vater des jungen Mannes, würdigte seinen Sohn auf Twitter, wo er schrieb, dass dieser sicher nicht wollen würde, dass „sein Tod als Vorwand für drakonische Strafen oder für unnötige Inhaftierung von Menschen genutzt wird“. Er fügte hinzu, dass sein Sohn ein „wunderschöner Geist war, der immer die Seite des Außenseiters eingenommen“ und seinen Job geliebt habe.

Mit Wal-Stoßzahn und Feuerlöscher gegen Terrorist
Vielleicht ist es zumindest ein kleiner Trost, dass zu jenen mutigen Männern, die den Terroristen in Richtung London Bridge verfolgten, auch Ex-Häftlinge zählten, die an der Konferenz teilgenommen hatten. Einer der Verfolger sprühte dem Attentäter mit einem Feuerlöscher ins Gesicht, ein Koch aus Polen hatte sich den Stoßzahn eines Narwals geschnappt (siehe Video unten), der in der Gilde-Halle als Verzierung an der Wand hing. Gemeinsam gelang es ihnen, dem Attentäter zwei Messer zu entwenden, die er mit Klebeband an seinen Händen befestigt hatte.

Einer der mutigen Zivilisten soll wie berichtet übrigens ausgerechnet ein zu lebenslanger Haft verurteilter Mörder gewesen sein, der für die Konferenz Freigang erhalten hatte. Polizisten trennten schließlich die ringenden Männer und schossen auf Usman Khan, wie auf Videos zu sehen war, die im Internet kursierten.

Khan hatte Anschlag auf Londoner Börse geplant
Nun müsse man herausfinden, wie Usman Khan das Attentat - zu dem sich mittlerweile die Terrororganisation Islamischer Staat bekannt hat - habe ausführen können, sagte der Chef der britischen Anti-Terror-Ermittler, Neil Basu. Laut der Tageszeitung „The Guardian“ hatte der Richter bei Usman Khans Verurteilung dessen Pläne - Khan hatte einen Anschlag auf die Londoner Börse geplant und wollte außerdem im pakistanischen Teil Kaschmirs ein Trainingscamp für Terroristen aufbauen - als „ernsthaftes, langfristiges Projekt“ bezeichnet und gewarnt, der Mann könne ein dauerhaftes Risiko für die Öffentlichkeit darstellen.

Noch Dutzende weitere Extremisten vorzeitig entlassen
Usman Khan gehörte demnach zu neun Extremisten, die 2012 verurteilt worden sind. Er sei mit 19 Jahren der Jüngste der Gruppe gewesen. Ursprünglich sollte Khan nicht wieder freigelassen werden, es sei denn, er werde nicht mehr als Bedrohung angesehen. Diese Bedingung sei später aufgehoben worden. Premier Boris Johnson kündigte nun eine härtere Gangart gegen Schwer- und Sexualverbrecher sowie Terroristen an. Außer Usman Khan seien demnach etwa 74 weitere wegen terroristischer Aktivitäten verurteilte Gefangene vorzeitig entlassen worden. Diese Fälle würden nun überprüft.

Auszeichnung für Polen, der Khan mit Stoßzahn in Schach hielt
Detail am Rande: Jener polnische Koch, der Khan mit dem Stoßzahn eines Narwals aufgehalten hat, soll in seiner Heimat ausgezeichnet werden. Justizminister Zbigniew Ziobro werde Staatspräsident Andrzej Duda vorschlagen, dem Mann namens Lukasz die Medaille für Zivilcourage und Opferbereitschaft zu verleihen, schrieb Ziobros Sprecher am Samstag auf Twitter.

„Gegen den Terrorismus ist jede Waffe erlaubt“, kommentierte Polens Regierungschef Mateusz Morawiecki auf Facebook. „Polen ist stolz auf Sie.“

 krone.at
krone.at
Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Kostenlose Spiele