Eine Horde Ungeheuer streckt ihre Klauen nach einer Vogelscheuche und einem Fledermausmädchen aus. Doch die Fledermaus durchbricht die Reihen der Monster und flattert zu einer Schatzkiste.
„Einen Handlungspunkt für die Bewegung und einen, um die Truhe zu öffnen“, sagt Sammy, ein Mann mit kastanienbraunen Haaren. Isabella schnippt zwei Pappchips auf das Spielbrett und zieht eine Karte. Sie darf einen Drachen zu ihrer Fledermaus stellen und quiekt vor Freude.
Im wahren Leben ist Sammy jobsuchend. Isabella arbeitet als Betreuerin klinischer Studien; beide sind leidenschaftliche Spieler. „Wir haben uns hier im Laden kennengelernt.“
„Hier im Laden“, das ist im P3-Comix nahe dem Salzburger Hauptbahnhof. Besitzer Manfred Leitner lehnt am Tresen. Es riecht nach Pappe, die Deckenleuchten werfen ihr Licht auf bunte Kartons, die sich in Buchenholzregalen bis unter die Decke stapeln.
„Mein Motto ist zurück zu den Wurzeln. Setzt euch an ein Brettspiel, redet miteinander. Ich kenne fast alle Kunden. Es ist wie eine Familie“, sagt Leitner.
Vor einem Regal steht Robert, dreht und wendet eine Verpackung. Der 27-Jährige interessiert sich für das Modell eines Raumschiffs aus der Filmreihe Star Wars. Die Miniatur hat die Größe eines Kinderdaumens und kostet 19,90 Euro. „Ich liebe Modelle. Wenn ich etwas anmalen kann, mache ich das“, sagt er. Graue Farbe ist in Schlieren bis zu den Knöcheln seiner Hände hinauf gekrochen.
Wohnzimmer für Salzburger Spielefans
Auch Daniel Kreil macht sich gerne die Hände schmutzig. Der 21-jährige Landschaftsbauer beugt sich im Gamers Finest in Salzburg-Maxglan über eine Miniatur-Elfe, pinselt Acrylfarbe auf – Millimeterarbeit. „Ich kann dabei entspannen und man trifft hier viele Gleichgesinnte“, sagt Kreil.
Um dieser Gemeinschaft von Gleichgesinnten einen Raum zu geben, hat Peter Wimmer mit seinem Spezl Tom Holztrattner vergangenes Jahr den Laden aufgemacht. Mittlerweile betreiben sie drei Geschäfte. Im Raum riecht es nach Flammkuchen, hier und da knallen Kronkorken von Flaschenhälsen. „Wir sind ein Wohnzimmer für die Spieleszene, Café, Zockertreff und Laden in einem.“
Auch Videogamer haben ihren Platz und hauen bei Wettkämpfen in die Tastaturen. Die Spieler denken aber nicht nur ans Zocken. Sie senden 48-Stunden-Live-Übertragungen und sammeln dabei Geld mit verrückten Aktionen. „Einer hat sich den Rauschebart abrasiert. Ein Zuschauer hat dafür 200 Euro gespendet“, erzählt Wimmer. 1500 Euro kamen zusammen. Das Geld ermöglichte die Therapie eines behinderten Jungen. Er durfte mit einem Delfin spielen.
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