Salzburger Studie

„Gsunde Watschn ist für jeden Zweiten okay“

Salzburg
27.11.2019 11:05
Eine Watsche für’s Zuspätkommen, ein „Du Versager“ für eine schlechte Note in der Schule: Zahlreiche Kinder erleben Gewalt in ihrer Erziehung. Erschreckende Zahlen zeigt nun auch eine neue Salzburger Studie zum Thema 30 Jahre Kinderrechte auf. Vor allem psychische Gewalt wird entweder überhaupt nicht als solche wahrgenommen oder einfach als „Erziehungsmaßnahme“ toleriert.

„Jeder zweite der Befragten findet eine ’gsunde Watschn’ in der Erziehung völlig okay“, berichtet Ernestine Berger, Studienautorin , von einem der zentralen Ergebnisse. Befragt wurden 262 Kinder und 804 Erwachsene in Salzburg zum Thema Gewalt und Erziehung. Die Daten wurden mit einer ähnlichen Studie aus dem Jahr 2014 verglichen.

Mit alarmierenden Ergebnissen: Glaubten 2014 noch 92 Prozent, dass es verboten ist, dem Kind eine Ohrfeige zu geben, waren es 2019 nur mehr 84 Prozent. Anders sieht es bei härteren Formen von Gewalt aus: „Die Leute wissen, dass eine Tracht Prügel, das Versohlen des Hinterns oder das Schlagen mit einem harten Gegenstand verboten sind“, betonte die Studienleiterin.

Psychische Gewalt immer größeres Problem
Die Gewalt in der Erziehung verschiebt sich immer mehr. Das zeigte die Studie deutlich auf: „Das große Problem ist die psychische Gewalt. Wenn sie erkannt wird, wird sie toleriert“, erläuterte Peter Trattner vom Kinderschutzzentrum Salzburg. Viele Eltern seien sich nicht bewusst, welche Schäden sie bei ihren Kindern anrichten. „Die Folgen reichen von Aggressionen über Ängste bis hin zu Depressionen. Auch volkswirtschaftlich ist der Schaden enorm, den zu reparieren kostet viel Geld“, betonte Trattner.

Alte Verhaltensmuster sind häufig die Ursache
Die Gründe, warum Eltern Gewalt anwenden, sind vielseitig: Persönliche Überlastung, finanzielle Probleme oder berufliche Überforderung. „Oft haben Eltern selbst auch als Kind solche Erfahrungen gemacht. Ist man dann in einer Situation überfordert, greift man oft automatisch auf alte Verhaltensmuster zurück“, weiß Andrea Holz-Dahrenstaedt, Kinder- und Jugendanwältin in Salzburg.

Für die Zukunft fordert die Kinderrechtsexpertin mehr Präventionsarbeit und Bewusstseinsbildung: „Es geht um konkrete Handlungsalternativen.“ Betroffene Kinder bräuchten in Zukunft verstärkt Ansprechpartner außerhalb der eigenen Familie.

Stephanie Angerer
Stephanie Angerer
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