Geologe über Unwetter:

„Der Klimawandel ist nicht an allem schuld“

Salzburg
21.11.2019 08:30

Der Salzburger Landesgeologe Gerald Valentin, zuständig für den Pongau, hat sich bei Flügen und am Boden vor Ort einen Überblick über die Schäden in Großarl und Hofgastein verschafft. Im Interview verrät er seine Erkenntnisse.

„Krone“: Herr Valentin, wie sieht es im Moment aus?
Gerald Valentin: Bei den Hotspots in Hofgastein konnten wir feststellen, dass sich viele Rutschungen verlangsamt haben. Einzelne Hänge sind trotzdem weiter in Bewegung. Die sind mit Wasser vollgesaugt. Das Tauwetter ist da nicht gerade hilfreich. Perfekt wäre schönes, aber eiskaltes Wetter. Wir haben am Dienstagnachmittag auch noch drei weitere Häuser in Hofgastein evakuieren lassen müssen. Die Sicherheit geht vor.

Wann erwarten Sie eine Besserung?
Die Wettersituation entspannt sich erst am Wochenende.

Ist der Klimawandel an diesen Extremereignissen schuld?
Das meinen viele, ich denke aber nicht so. Derartige Extremereignisse kommen alle 50 Jahre vor. Auch 1965 gab es eine ähnliche Situation. Es sind vor allem zwei Dinge, die in Großarl und im Gasteinertal zu den Ereignissen der vergangenen Tage beigetragen haben: Es geht um das Gelände, den Untergrund und den enormen Niederschlag und zweitens um die starke Besiedelung. In der Vergangenheit wurden immer mehr Flächen verbaut, die sich im Gefahrenbereich befinden. Oben herrscht Lawinen- und Steinschlag-Gefahr, unten drohen Muren und Überflutungen. Der Hausverstand wird bei den Baumaßnahmen oft außer Acht gelassen.

Was könnte man besser oder anders machen?
Es gibt Möglichkeiten, Häuser so zu bauen, dass sie extremen Wetterverhältnissen standhalten. So kann etwa das Erdgeschoß komplett aus Stahlbeton errichtet werden. 

Trotzdem noch einmal die Frage, warum häufen sich diese Unwetterereignisse derzeit so?
Das kommt uns nur so vor. In der heutigen Welt mit Social Media, Internet usw. verbreiten sich Nachrichten in Windeseile. Vor Jahrzehnten stand es nicht einmal Tage später in der Zeitung, wenn irgendwo Felsen auf eine Straße gedonnert sind. Durch die Zunahme der Berichterstattung bekommen wir den Eindruck, dass heute viel mehr passiert.

Manuela Kappes
Manuela Kappes
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