Zu viel verbaut

Tirols Umweltanwalt mahnt, die Natur zu schonen

Tirol
20.11.2019 13:00

Immer neue Skipisten, immer mehr Aushub-Deponien und immer neue Sommertourismus-Infrastruktur: Pro Tag werden in Tirol zwei Fußballfelder verbaut! Dieser Flächenfraß ruft den Tiroler Umweltanwalt Johannes Kostenzer auf den Plan. Er fordert mehr Zurückhaltung bei der Flächenwidmung. 

Täglich drei naturschutzrechtliche relevante Verfahren werden in Tirol abgewickelt – und das nun schon über einen Zeitraum von 15 Jahren. Zu jedem dieser Verfahren – 2139 waren es in den letzten beiden Jahren – gibt die Tiroler Umweltanwaltschaft Stellungnahmen ab. „Um die die Interessen der Natur und Landschaft bestmöglich zu bewahren. Dabei bemühen wir uns um konsensuale Lösungen“, erklärten gestern Landesumweltanwalt Johannes Kostenzer und sein Stellvertreter Walter Tschon.

Dynamik nimmt weiter zu
In den Berichtsjahren ’17 und ’18 wurden jeweils 32 bzw. 30 Vorhaben abgewiesen, aber 1077 und 1062 bewilligt – etwa so viele wie jeweils in den Jahren 2006 bis 2011. In Summe bedeutet das einen enormen Flächenverbrauch, der in den letzten Jahren an Dynamik sogar noch zugenommen hat, bilanzierte Kostenzer. „In Tirol wurden in den letzten 10 Jahren knapp 4000 Hektar durch Projekte mit naturschutzrechtlicher Bewilligung beansprucht, das sind 40 Quadratkilometer Naturverbrauch seit 2009. Das entspricht der Fläche der Stadtgemeinde Kufstein.“

Viel Naturraum geht verloren
Oder anders gerechnet: Pro Tag wird ein Hektar Natur verbraucht, das ist mehr als ein Fußballfeld. „In den letzten beiden Jahren sind es sogar zwei Fußballfelder pro Tag“, erläutert Kostenzer. Die größten Problembereiche seien Deponien, aber auch der ungebremste Ausbau der Sommertourismus-Infrastruktur. Seit 2009 wurden 583 Hektar Naturraum dafür herangezogen, das entspricht einer Fläche von 816 Fußballfeldern. Zum Vergleich: In ganz Tirol gibt es 330 Plätze. Der Boden-Verbrauch nehme von Jahr zu Jahr um zwei Hektar zu.

Schutz reicht nicht aus
Die Forderungen der Landesumweltanwaltschaft sind klar: „Aus unserer Sicht muss die Inanspruchnahme von Naturraum künftig landesweit stark gebremst werden, um ökologische Funktionen wie Erhalt der Reliktstandorte, Trittsteinbiotope etc. nicht völlig zu verlieren, insbesondere in Tallagen.“

Die Politik sei gefordert, bei der Flächenwidmung keine Ausnahmen mehr im Freiland zuzulassen. Das Seilbahn- und Skigebietsprogramm TSSP solle wieder stärker beachtet werden: Derzeit spiele es z. B. beim Bau von Beschneiungsanlagen keine Rolle mehr.

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