Proteste in Hongkong
Polizei droht mit Einsatz von scharfer Munition
Nach Angriffen mit Pfeil und Bogen, Molotowcocktails und Steinschleudern erhöht die Polizei in Hongkong nun die Gangart gegenüber den Demonstranten. „Wenn sie mit solchen gefährlichen Aktionen fortfahren, haben wir keine andere Wahl, als ein Mindestmaß an Gewalt anzuwenden, darunter scharfe Munition, um zurückzuschießen“, drohte Polizeisprecher Louis Lau am Sonntag in einem Facebook-Beitrag. Bei den Protesten in den vergangenen Wochen hatten Polizisten bereits in drei Situationen scharf geschossen - allerdings ohne Vorwarnung.
Bei gewaltsamen Zusammenstößen an der Polytechnischen Universität auf der Halbinsel Kowloon wurde zuvor ein Polizist von einem Pfeil verletzt. Das Geschoss steckte in der Wade des Beamten fest, wie auf Fotos zu sehen war. Der Mann, der für die Pressestelle der Polizei arbeitete, wurde in ein Krankenhaus gebracht. Die Polizei sprach vom Einsatz „tödlicher Waffen“ und nannte die Universität einen „Ort des Aufruhrs“ - für Aufruhr drohen bis zu zehn Jahre Haft.
Hunderte Aktivisten hielten sich am Sonntag in der Polytechnischen Universität verschanzt. Sie bräuchten „eine Basis, um unser Material zwischenzulagern und uns nachts auszuruhen, bevor der Kampf am nächsten Morgen weitergeht“, sagte ein 23-jähriger Student der PolyU, der sich Kason nannte. Die Demonstranten attackierten Wasserwerfer der Polizei mit Molotowcocktails und feuerten vom Dach der Universität mithilfe eines selbst gebauten Katapults Steine ab und verhinderten so ein Vorrücken der Polizei. Ein gepanzertes Polizeifahrzeug ging in Flammen auf. Ein Journalist der Nachrichtenagentur AFP sah nach eigenen Angaben maskierte Bogenschützen sowie Späher mit Ferngläsern auf einem Dach.
In den Online-Netzwerken riefen Aktivisten für Montag zu einer „Dämmerungsaktion“ auf. „Stehen Sie früh auf, zielen Sie direkt auf das Regime, quetschen Sie die Wirtschaft aus, um den Druck zu erhöhen“, hieß es auf einem Plakat, das im Internet kursierte.
Öffentliches Leben in Teilen Hongkongs lahmgelegt
In Hongkong gibt es seit Monaten Massenproteste. Sie richteten sich zunächst gegen ein geplantes Gesetz, das erstmals auch Auslieferungen nach Festland-China ermöglicht hätte. Inzwischen fordert die Protestbewegung umfassende demokratische Reformen und die Absetzung der prochinesischen Regierung. Die Proteste schlagen immer wieder in Gewalt um, in diesem Monat starben zwei Menschen. Nachdem sich die Proteste der Demokratiebewegung zunächst auf Wochenenden beschränkt hatten, liegt mittlerweile das öffentliche Leben in der Finanzmetropole auch unter der Woche weitgehend lahm. Die Demonstranten organisieren an vielen Orten Proteste und Blockaden und sorgen so immer wieder für Chaos.
Die Polizei musste zur Unterstützung Gefängnisaufseher abziehen, weite Teile des Schienennetzes liegen still, Schulen und Einkaufszentren blieben geschlossen. Auch am Montag sollen nach Angaben der Regierung die Schulen geschlossen bleiben.
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