Nepp im Interview

Türkis-Blau: FPÖ stellt schon Bedingungen

Österreich
17.11.2019 06:00

Ibiza-Video, Spesenskandal, Casino-Affäre, Wahldebakel - die FPÖ hat eine schwere Zeit hinter und vor sich, aber das ist fix: Dominik Nepp wird in Wien der Spitzenkandidat für 2020. Die „Krone“ hat mit ihm gesprochen.

„Krone“:Herr Vizebürgermeister, es ist bald so weit. Was werden Sie Heinz-Christian Strache zu Weihnachten schenken?
Dominik Nepp: Dadurch, dass wir uns in den letzten Jahren nie etwas geschenkt haben, wird es kein materielles Geschenk. Aber ich werde ihm frohe Weihnachten wünschen.

Geschenkt hat ihm die Partei in den vergangenen Jahren ja genug. Jeden Monat 2500 Euro Mietzuschuss für das Haus der Familie, dazu 10.000 Euro Spesendarlehen. Die Straches hatten ein Monatseinkommen von bis zu 42.000 Euro. Von der Partei der kleinen Leute ist wenig geblieben, oder?
Da muss man einiges gerade richten. Es gab aus dem Jahr 2006/2007 einen Beschluss für eine Art Spesendarlehen. Wenn das für Repräsentationskosten aufgebraucht war, wurde das wieder aufgefüllt. Das war manchmal nur zweimal im Jahr der Fall, manchmal in Wahlkämpfen öfter.

Wie hoch waren diese Mietzuschüsse an Strache in all den Jahren insgesamt?
Er hatte ein Haus, das er auch dienstlich nutzte. Dafür hat er einen Zuschuss erhalten, der unterschiedlich ausgefallen ist. Die Gesamtsumme eruieren wir noch.

Die Wiener FPÖ geht mit Ihnen als Spitzenkandidat in die Wahl. Im Vergleich zu Strache sind Sie unbekannt.
Wir machen selber Umfragen. Um meinen Bekanntheitsgrad mach ich mir keine Sorgen. Die Einzigen, die in Wien noch bekannter sind, sind Stadträtin Ulli Sima, die nur durch parfümierte Waggons auffällt, und Michael Ludwig. Was unfair ist. Er hat zwar den Bürgermeisterbonus, ist aber nicht draußen bei den Menschen.

Wir hatten vor wenigen Tagen eine Schulklasse in der Redaktion zu Besuch. Durch die Bank 16 Jahre alt und damit wahlberechtigt. Keiner von ihnen hat je von Ihnen gehört, eine Schülerin hat ins Blaue geraten: Dem Namen nach könnten Sie ein Sportler sein, vielleicht Eishockeyspieler. Das passt so gar nicht zu Ihrer Hitliste Michael Ludwig, Ulli Sima und dann schon Dominik Nepp.
(lacht) Da hat sie aber gar nicht so unrecht, ich habe früher viel Eishockey gespielt. Ich mache mir aber keine Sorgen, das holen wir in Zeiten von Social Media schnell nach.

Strache kannten alle.
Er war auch 20 Jahre in der Politik.

Wenn Strache eine eigene Liste gründet, könnten sich laut einer Umfrage 16 Prozent vorstellen, diese Liste zu wählen. Da zerreißt es die FPÖ doch, oder?
Das glaube ich nicht. Diese Umfrage beruft sich auf die grundsätzliche Wählbarkeit. Da hätten die Grünen 65 Prozent. Die erreichen sie auch nicht. In den letzten Umfragen würde Strache auf zwei bis drei Prozent kommen. Ich gehe aber davon aus, dass er keine eigene Liste gründet.

Was ist das Ziel der Wiener FPÖ bei der Wahl 2020?
Den zweiten Platz zu behalten und die 20-Prozent-Hürde zu überspringen. Wenn sich aber auf Bundesebene die ÖVP mit den Grünen auf ein Packel haut und dieser Linksruck vollzogen wird, dann ist durchaus mehr drinnen. Unsere Themen sind klar. Kampf für mehr Sicherheit, gegen den politischen Islam und für soziale Gerechtigkeit.

Sie meinen die soziale Gerechtigkeit à la Ex-FPÖ-Ministerin Hartinger-Klein, die der Meinung war, man könne auch von 150 Euro im Monat leben. Die Straches hatten übrigens rund das 280-Fache davon monatlich zur Verfügung.
Es ging dabei um Asylwerber, die zu diesen 150 Euro Unterkunft, Verpflegung und Kleidung bekommen haben. Die Grundbedürfnisse sind erfüllt. Es läuft doch so vieles schief, vor allem bei der Mindestsicherung, bei der sich Stadtrat Peter Hacker weigert, das Bundesgesetz umzusetzen. Wir haben uns das ausgerechnet, vor allem die Alleinerzieherinnen kommen unter die Räder. Denn hätte Hacker alles, wie geplant, im Juni umgesetzt, hätte er ihnen bis Dezember 45 Millionen Euro auszahlen können. Ich verstehe nicht, warum er sich weigert.

Wird es vor der Wahl zu personellen Veränderungen in der Wiener FPÖ kommen?
Ich möchte mein Team nach meinen Vorstellungen aufbauen.

Wer wackelt?
Niemand, jeder macht eine sehr gute Arbeit. Aber ich habe natürlich meine Vorstellungen.

Die Liederbuch-Affäre rund um den FPÖ-Abgeordneten Wolfgang Zanger, dann macht der Loosdorfer FPÖ-Obmann den Hitlergruß in die Kamera. Fühlen Sie Scham, oder Wut, wenn so etwas in Ihrer Partei passiert?
So etwas darf nicht passieren! Aber wir erkennen, dass oft mit zweierlei Maß gemessen wird. Es gibt in anderen Parteien genauso dumme Fälle.

Welcher Parteiobmann einer anderen Partei hat in einem Video jüngst die rechte Hand zum Gruße erhoben?
Ich meine das Liederbuch. Das gleiche Buch wurde auch in ÖVP-nahen Verbindungen verwendet. Einerseits wird das skandalisiert, andererseits nicht.

Wie, glauben Sie, sieht die nächste Bundesregierung aus?
Ich glaube, dass Türkis-Grün so gut wie fix ist. Denn Sebastian Kurz und Gernot Blümel sind nur Marionetten, die Strippenzieher im Hintergrund sind die mächtigen Landeshauptleute - und die wünschen sich das.

Die FPÖ würde im Falle des Scheiterns ja willig bereit stehen, oder?
Na ja, zuerst knallt uns Kurz die Scheidungspapiere hin, dann führt er einen unerbittlichen Rosenkrieg, und nur weil er jetzt mit seinem neuen Verlobten Werner Kogler unglücklich ist, kommt er reumütig zurück. Also diese Wehleidigkeit ist mir unverständlich. Wir sind für Gespräche bereit, allerdings muss es da schon im Vorhinein Fixpunkte geben. Es muss eine Reform des ORF mit Abschaffung der GIS-Gebühren und ein schärferes Islam-Gesetz geben, auch die direkte Demokratie gehört ausgebaut.

Also klare Koalitionsbedingungen.
Wenn das nicht umgesetzt wird, kann die Wiener Landesgruppe nur schwer einer Koalition zustimmen.

Warum zeigt sich Parteichef Norbert Hofer in einem Video mit Hundenase und Hundeohren? Wissen Sie, wie es ihm geht?
Norbert Hofer geht es sehr gut. Er probiert halt auch neue Dinge in den sozialen Medien aus.

Michael Pommer, Kronen Zeitung/krone.at

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