Motiv war Gier
Morde, Brandstiftung: Okkulte Gruppe vor Gericht
Mord, Brandstiftung, Betrug, dazu Esoterik, Engel und Erbschleicherei: Die Anklage gegen die Kärntnerin Margit T. (48), Barbara H. (44) und eine 62-jährige Mitläuferin liest sich wie ein Krimi, der ab 19. November beim Prozess am Klagenfurter Landesgericht aufgelöst werden muss. Selten zuvor gab es in der heimischen Justizgeschichte so horrende Vorwürfe gegen weibliche Täterinnen.
T. wird von der Staatsanwaltschaft als Chefin eines okkulten Zirkels eingeordnet, die jahrelang gutgläubigen Opfern das Geld aus der Tasche gezogen haben soll. Dafür wurde sie bereits verurteilt, saß auch in Haft. Doch T. machte weiter, wurde immer geldgieriger und dreister.
Sie gaukelte ihren Jüngern vor, Befehle „von oben“ zu erhalten - von Gott, Engeln, höheren Mächten. „Dann sprach sie mit ganz fremder Stimme und hatte einen starren Blick“, schildern Zeugen ehrfürchtig. Auch Handynachrichten mit Befehlen, Geld in eine „göttliche Eckbank“ zu legen, trudelten „von oben“ ein.
Mordversuch mit Maiglöckchen
Hunderttausende Euro flossen an T., glauben die Ermittler. Wo das Geld geblieben ist, bleibt rätselhaft. Denn T. war ständig verschuldet. Was auch das Motiv für die schlimmeren Straftaten gewesen sei: Sie versuchte, betagte Bekannte davon zu überzeugen, sie als Erbin einzusetzen. Ein 95-Jähriger änderte tatsächlich sein Testament - mehrmals. Als T. erfuhr, dass sie letztlich leer ausgehen sollte, soll sie Barbara H. bereits zu einem ersten Mord angestiftet haben. Der 95-Jährige hätte an einem Giftpürree aus Maiglöckchen sterben sollen. Doch offenbar bekam er stattdessen harmlosen Bärlauch. Er starb später eines natürlichen Todes.
Also nahm T. eine 72-Jährige ins Visier, die ihr hohe Geldbeträge gegeben hatte: Auch Gertraud P. sollte zunächst vergiftet werden. Wieder klappte es nicht. Daher soll H. im Auftrag ihrer „Chefin“ die Pensionistin erwürgt haben. Schmuck und Bargeld des Opfers wurden aufgeteilt.
Häuser niedergebrannt
Weil die Beute aber nicht sehr hoch war, soll T. befohlen haben, in ihrem damaligen Wohnort Umberg nahe Villach mehrere Häuser niederzubrennen. Um „schlechte Energie“ zu beseitigen. Die Kriminalisten vermuten, T. habe auch ihr Haus, eine schöne Villa, in Brand stecken wollen, um die Versicherungssumme zu kassieren. Die anderen Feuer sollten davon ablenken.
So weit kam es nicht. T. und H. wurden verhaftet - und beschuldigen sich seither wechselseitig. „T. hat von dem Mord nicht gewusst“, sagt Verteidiger Hans Gradischnig. „H. war ein willenloses Werkzeug von T.“, sagt dagegen Verteidiger Wolfgang Blaschitz. Psychiater Peter Hoffmann hält beide Frauen für gefährlich, sodass sie auch eingewiesen werden sollen.
Erschreckende Chronologie
- 2. März 2011: Margit T. wird wegen Betruges verurteilt.
- 19. Oktober 2018: Die Villacherin Gertraud P. wird tot in ihrer Wohnung gefunden. Da ihr Name mit Ermittlungen gegen Margit T. bekannt ist, schöpft ein Polizist Verdacht.
- 8. November 2018: In Umberg nahe Villach beginnt eine unheimliche Brandserie. Viermal werden Häuser und Höfe angezündet.
- 24. November 2018: Margit T. wird in U-Haft genommen, später auch Barbara H. Beide Frauen stehen unter dringendem Tatverdacht. Eine dritte Komplizin gilt als Mittäterin.
- 19. August 2019: Die Anklage liegt vor - und liest sich wie ein Krimi. Der okkulten Frauentruppe werden Mord, Brandstiftung und schwerer Betrug vorgeworfen.
- 19. November 2019: Der Prozess soll starten.
Kerstin Wassermann, Kronen Zeitung
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