Casino-Postenschacher

Straches Handy für Soko Ibiza eine wahre Fundgrube

Österreich
14.11.2019 15:02

Die brisante Casino-Affäre um Posten gegen (Glücksspiel-)Deal weitet sich aus. Im Zuge der Ermittlungen erweisen sich unter anderem auch Text- und Chatnachrichten auf dem sichergestellten Handy des gestürzten FPÖ-Chefs Heinz-Christian Strache für die Soko Ibiza als wahre Fundgrube. Insgesamt wurden rund 100 Gigabyte an Datenmaterial gesichert - dieses gelte es nun zu überprüfen, hieß es gegenüber der „Krone“.

Der einstige blaue Frontmann galt als Vieltelefonierer sowie Dauertextschreiber - und zwar auf offenen bzw. leicht überprüfbaren Kommunikationskanälen wie Handy-SMS. Viele politische Deals sollen so gelaufen sein. Als die Ermittler der Soko Ibiza in der Klosterneuburger Mietvilla das iPhone des Ex-Vizekanzlers bei der ersten Razzia im Zuge möglichen Postenschachers mit dem FPÖ-Mann Peter Sidlo bei den Casinos Austria beschlagnahmten, hatten sie einen Trumpf in der Hand.

Denn das vom überraschten und halb nackten Strache offen - also unversperrt - übergebene Handy erweist sich offenbar als wahre Fundgrube für die Korruptionsstaatsanwaltschaft. Diese fährt nun im Rahmen der zweiten Serie an Hausdurchsuchungen schwere Geschütze auf.

Justiz will Tatplan Richtung Bestechung erkennen
Im Zuge von angeblich entlarvenden Chat-Protokollen unter anderem auch zwischen Sidlo und dem früheren Vizebürgermeister und Wiener FPÖ-Chef Johann Gudenus („Hallo Joschi, ich habe mit meinen Freunden gesprochen, sie wären bereit und fähig, den Deal zu machen“) will die heimische Justiz einen Tatplan in Richtung Bestechung und Untreue erkennen.

Wohlwollende Gesetzesänderung versprochen?
Demnach könnte - so der Verdacht - für den parteipolitischen Deal eines freiheitlichen Finanzchefs innerhalb der halb verstaatlichten Casinos dem Glücksspielkonzern Novomatic eine wohlwollende Gesetzesänderung versprochen worden sein.

Angepatzt im Sumpf der Ermittlungen sind durch die aktuellen Razzien nun aber auch Ex-ÖVP-Finanzminister Hartwig Löger (er spricht von einem Missverständnis), ÖBAG-Chef Thomas Schmid (er verwaltet die Beteiligungen der Republik Österreich an einigen börsennotierten Unternehmen), Casinos-Aufsichtsratschef Walter Rothensteiner und mit dessen Vize Sepp Pröll ein zweiter ehemaliger ÖVP-Finanzminister ...

Großes Zittern bei Politik und Managern
Die Auswertung des gespiegelten, also kopierten iPhones des gestürzten FPÖ-Chefs dauert indes noch an und könnte noch weitere politische „Grauslichkeiten“ ans Tageslicht befördern. Das Zittern in der Politik und bei Spitzenmanagern im Dunstkreis ist jedenfalls groß.

Strache will sämtliche Vorwürfe entkräften
Ex-Vizekanzler Strache hat angekündigt, sämtliche Vorwürfe gegen seine Person - auch in der Causa Casinos Austria - entkräften zu wollen, wie er am Donnerstag am Rande eines Gerichtstermins erklärte. Belastende Chat-Verläufe mit Novomatic-Chef Harald Neumann kenne er nicht.

„Grundsätzlich werden alle Vorwürfe von mir aufgeklärt und entkräftet werden“, sagte Strache, der die Causa inhaltlich nicht kommentieren wollte. „Ich kenne keine Chat-Verläufe“, meinte er außerdem, er habe aber immer wieder Chat-Kontakt „zu verschiedenen Leuten“, so Strache.

Christoph Budin, Kronen Zeitung/krone.at

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