Kein „Golf-Rentner“

Letzter Tag als Bayern-Präsident: Hoeneß tritt ab

Fußball International
14.11.2019 12:46

Uli Hoeneß wollte den FC Bayern immer „durchs große Tor“ verlassen. Und den Wunsch erfüllt ihm sein Verein. Man hat die Münchner Olympiahalle angemietet, um den 67-Jährigen nach 40 Jahren als Manager und Präsident auf großer Bühne zu verabschieden. In den Videos oben und unten gibt es ein paar Hoeneß-Schmankerl der letzten Jahre.

Es wird eine emotionale Jahreshauptversammlung, speziell für Hoeneß, der sich intensiv auf den Freitag vorbereitet. „Ich habe gehört, dass die Olympiahalle auseinanderplatzen wird. Wir sind gut beraten gewesen, das dort zu machen. Es werden um die 10.000 Mitglieder erwartet“, sagte Hoeneß.

Auf die Abschiedsrede warten alle gespannt. Denn Uli Hoeneß war und ist ein Bauchmensch - und damit unberechenbar. Ein kurzes Resümee seines Schaffens gab er im Vorhinein. „Ich habe diesen Job wahnsinnig gerne gemacht. Ich habe mich immer reingehängt und alles gegeben. Und ich glaube, das Ergebnis ist so schlecht nicht.“

Zwei große Fragen stellen sich. Wie wird es dem FC Bayern ohne Hoeneß ergehen? Und wie Hoeneß ohne sein Lebenswerk? „Über meine Zukunft werde ich am Samstag nachdenken, wenn ich am Tegernsee aufwache“, entgegnete Hoeneß. Der deutsche Fußball-Rekordmeister hat schon einmal eine Zeitspanne ohne den polarisierenden Frontmann erproben müssen, als Hoeneß von Juni 2014 bis Februar 2016 eine Haftstrafe wegen Steuerhinterziehung („mein allergrößter Fehler“) absaß und dafür seine Ämter niedergelegt hatte. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge führte den Verein durch diese schwierige Zeit.

„Das war‘s noch nicht“, lautete damals Hoeneß‘ legendärer Satz auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung. Das könnte auch diesmal gelten, denn ein Uli Hoeneß geht niemals so ganz, auch wenn er in den vergangenen Monaten die Weichen für die Zukunft des FC Bayern ganz nach seinem Willen und seinen Vorstellungen gestellt hat. Denn sein Mandat im Aufsichtsrat bis November 2023 will er weiter wahrnehmen, wenn auch nicht mehr als Vorsitzender.

Seinen Freund Herbert Hainer (65) hat er zu seinem Nachfolger erkoren. Der ehemalige Adidas-Chef versprach Hoeneß vor seiner Wahl am Freitagabend: „Wir werden den Verein in Deinem Sinne weiterführen.“ Ex-Kapitän Oliver Kahn wird Anfang Jänner in den Vorstand einziehen und Ende 2021 Karl-Heinz Rummenigge (64) als Chef an der Club-Spitze ablösen. Als finale Personalie drückte der scheidende Präsident und Aufsichtsratschef Hoeneß in dieser Woche noch die Beförderung von Sportdirektor Hasan Salihamidzic zum Sportvorstand durch.

„Der ist noch da, keine Sorge“, antwortete Rummenigge auf die Frage, ob er Hoeneß an seiner Seite vermissen werde. „Wir werden uns noch gegenseitig ausreichend austauschen und auch Dinge entscheiden“, erklärte Rummenigge. Die Trainerfrage - nach der Trennung von Niko Kovac momentan noch übergangsweise mit Hans Flick gelöst - ist die dringendste.

Am Werdegang Hoeneß‘ lässt sich gut die Entwicklung des Fußballs ablesen. Als junger Manager setzte er gezielt auf „Polarisierung“. Hoeneß erkannte Trends, er hatte Visionen. Das Geldverdienen lag dem Schwaben im Blut. Mit zwölf Millionen Mark (6,14 Millionen Euro) Umsatz und sieben Millionen (3,58 Millionen Euro) Schulden legte er als 27-Jähriger beim FC Bayern los. 40 Jahre später kann der Bundesliga-Krösus einen Rekordumsatz von 750,4 Millionen Euro und einen Rekordgewinn nach Steuern von 52,5 Millionen Euro vorweisen. „Ich wollte meine Position aufgeben in einem super Zustand des FC Bayern“, betonte der Nachfolger von Franz Beckenbauer.

Hoeneß hat die Fußballszene gespalten. Er hat zahlreiche Fehden ausgetragen, aber auch Retterspiele für Vereine wie den Klassenfeind FC St. Pauli initiiert. Er war in der Not da für Ex-Mitspieler wie Gerd Müller oder Sepp Maier, sein soziales Engagement ist groß. Der Spagat zwischen Tradition und Moderne war ihm stets wichtig. „Ein Golf spielender, älterer Rentner“ werde er sicher nicht, kündigte Hoeneß an. „Mir wird schon etwas einfallen.“

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(Bild: KMM)



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