Rekord-Hochwasser

Bürgermeister von Venedig will Notstand ausrufen

Ausland
13.11.2019 08:19

Angesichts des Rekord-Hochwassers in Venedig, das bereits mindestens einen Toten forderte, will Bürgermeister Luigi Brugnaro am Mittwoch den Notstand ausrufen. Brugnaro sprach in einem Facebook-Video von einer „Katastrophe“ und mobilisierte alle Einsatzkräfte. Der Bürgermeister der Lagunenstadt machte den Klimawandel für die immer häufiger werdenden Überschwemmungen verantwortlich. Eine Taskforce soll nun Kunstschätze in der überfluteten Stadt schützen.

„Wir rufen die Regierung auf, uns zu helfen, die Kosten werden hoch sein“, sagte er in dem Video. Um kurz vor Mitternacht stieg das Wasser - angetrieben durch starken Wind - auf 187 Zentimeter über dem Meeresspiegel. Das sei der höchste Wert seit der verheerenden Überschwemmung im Jahr 1966, als 194 Zentimeter erreicht wurden, teilte die Kommune mit. Mittlerweile ist der Wasserstand wieder ein wenig gesunken, so der Bürgermeister auf Facebook.

Einheimischer durch Stromschlag getötet
Ein 78-Jähriger starb in den Wassermassen, die in seine Wohnung eingedrungen waren. Ein Stromschlag soll die Ursache für das Drama gewesen sein. In einer weiteren Wohnung wurde ebenfalls eine Leiche entdeckt - die Behörden schließen in diesem Fall allerdings auch eine natürliche Todesursache nicht aus.

Auch in Markusdom trat Wasser ein
Der Markusplatz in der UNESCO-Welterbestadt war vollkommen überflutet. Touristen und Einheimische wateten zunächst noch in Gummistiefeln über den Platz, am Abend stieg das Wasser auf mehr als einen Meter. Nur noch die Polizei fuhr mit Booten über den Platz. Auch in den Markusdom drang das Wasser ein. Es habe unter anderem Schäden am Mauerwerk angerichtet, berichteten italienische Medien. Die gesamte Krypta geriet unter Wasser. „Wir versuchen, den Schaden in Grenzen zu halten“, sagte der Prokurator der Basilika, Pierpaolo Campostrini.

Es ist das sechste Mal in der fast tausendjährigen Geschichte des Markusdoms, dass Wasser in die Basilika eindrang. Viermal wurde der Dom in den vergangenen 20 Jahren überflutet, zuletzt im Oktober des Vorjahres.

Nachtwachen bei Dom kontrollieren Pegelstände
Um die Kunstschätze zu bewahren, setzte das Kulturministerium eine Taskforce ein. Besondere Sorge gilt dem Markusdom. Nach Angaben von Domprokurator Campostrini wurden Nachtwachen eingerichtet, um den Wasserpegel zu kontrollieren. Der Eingang des ab dem Jahr 1063 errichteten Wahrzeichens von Venedig ist der tiefste Punkt des gesamten Stadtkerns.

Regionspräsident: „Apokalyptische Zerstörung“
170-mal mussten Feuerwehrmannschaften in Venedig und in der Region wegen des Unwetters ausrücken. Wasser drang in die Stromkästen ein, was zu Kurzschlüssen führte. Im Museum Ca Pesaro kam es deswegen zu einem Brand. „Wir sind mit einer totalen, apokalyptischen Zerstörung konfrontiert und ich übertreibe nicht. 80 Prozent der Stadt sind unter Wasser. Die Schäden sind unvorstellbar und beängstigend“, so der Präsident der Region Venetien, Luca Zaia.
Wegen der außergewöhnlich hohen Wasserstände wurden in der Lagunenstadt Kindergärten und Volksschulen geschlossen, teilte die Stadt mit.

Venedig wird wegen seiner Lage in der Lagune immer wieder von Hochwasser heimgesucht, die Lage verschärft sich aber zunehmend. Die Stadt will seit Langem ein Flutschutzsystem installieren, da der Anstieg des Meeresspiegels immer häufiger zu Überflutungen führt.

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