Im Auto, im Supermarkt

Amazon will, dass Alexa Teil unseres Lebens wird

Digital
12.11.2019 06:01

Amazons Sprachassistent Alexa hat sich in den letzten Jahren zu einem Trend entwickelt und wird heute auch von anderen Firmen gern in ihre Elektronik integriert. 85.000 Smart-Home-Gadgets sind mit Alexa kompatibel, 100.000 sogenannte „Skills“ gibt es für den Amazon-Assistenten. Doch bei der Steuerung von Smart-Home-Technik ist für Amazon noch lange nicht Schluss. Dort arbeitet man bereits daran, Alexa zum omnipräsenten Assistenten im Alltag auszubauen, der alles über seine Nutzer weiß und ihnen empfiehlt, was zu ihnen passt. Bei Datenschützern schrillen die Alarmglocken.

Die Alexa-Zukunftsvision skizzierte Amazons Alexa-Chefwissenschaftler Rohit Prasad jüngst im Interview mit dem IT- und Wissenschaftsmagazin „Technology Review“. Habe man in den letzten Jahren vor allem daran gearbeitet, Alexa fundamentale künstliche Intelligenz einzuhauchen und sie Sprache erkennen und verstehen zu lassen, werde man in den nächsten Jahren intensiv daran arbeiten, Alexa auf Basis ihres Wissens über den Nutzer die richtigen Entscheidungen und Empfehlungen treffen zu lassen.

Als Beispiel nennt Prasad einen Kinobesuch. Der soll in ein paar Jahren nicht nur - inklusive zeitlich genau passender Anfahrt mit dem Fahrdienst Uber - vollständig per Alexa buchbar sein. Die Sprachassistentin soll dem User auch aktiv zusätzliche Dienste anbieten, um seinen Kinoabend zu verschönern - und ihn beispielsweise fragen, ob sie auch gleich einen Tisch in einem Restaurant für ihn reservieren soll.

Nutzerverhalten erzeugt Alexa-Angebote
Welche Wünsche mit einer Anfrage einhergehen könnten, soll dabei auf Basis der über einen User gesammelten Daten und durch die Auswertung ähnlicher Anfragen erkannt werden. Das bedeutet: Fragen viele User beim Kauf einer Kinokarte Alexa auch gleich noch nach einer Uber- und Restaurant-Reservierung, bietet der Assistent diese Dienste bei zukünftigen Anfragen im Paket an. Der Restaurantvorschlag könnte auf Basis kulinarischer Vorlieben entstehen, die Amazon über einen User vorliegen.

Dabei soll Alexa mitnichten nur daheim assistieren. Vielmehr soll der Assistent den Nutzer in Zukunft auf Schritt und Tritt begleiten - etwa im Ohr in Form der jüngst vorgestellten In-Ears Echo Buds, als smarter Ring Echo Loop, oder auch im Auto. Wer die Amazon-Stöpsel im Ohr hat, könnte beim Supermarkt-Besuch - in den USA hat Amazon längst eigene Shops am Start - Alexa fragen, in welchem Regal er sein Wunsch-Lebensmittel findet. Und Alexa könnte ihm Antwort geben, so die Vision bei Amazon.

Amazon will wissen, wo der Nutzer gerade ist
Alexa soll in ein paar Jahren auch wissen, wo ein User gerade ist. Fragt er zuhause, ob sein Flug verspätet ist und steht der Flug kurz bevor, ist er wenig später vermutlich im Auto - und soll dort kontaktiert werden. Prasad: „Ich glaube, die nächsten paar Jahre wird es darum gehen, Alexa Schlussfolgerungen treffen zu lassen und sie persönlicher machen, mit mehr Kontext.“ Es werde darum gehen, die gesammelten Daten zusammenzubringen, um diese „massiven Entscheidungen“ zu treffen.

Datenschützer besorgt: Wird unser Leben versilbert?
Sorgen machen Amazons Ambitionen naturgemäß Datenschützern, immerhin steht und fällt die Alexa-Zukunftsvision mit dem Wissen des IT-Giganten Amazon über seine User. Nur wenn Alexa den Nutzer - beziehungsweise seine Shopping-, Streaming- und Lebensgewohnheiten - kennt, kann sie sinnvolle Vorhersagen und Empfehlungen treffen. „Das bedeutet im Endeffekt, das tägliche Leben von Individuen und Personengruppen zu Geld zu machen“, sagt Jeffrey Chester vom Center for Digital Democracy in Washington.

Juristin fordert mehr Entscheidungsfreiheit für User
Jen King, Datenschutzexpertin des Stanford Law School’s Center for Internet and Society, hebt in diesem Zusammenhang hervor, dass man den Nutzern die Entscheidungsgewalt über den Umgang mit ihren Daten geben müsse. „Wenn man den Leuten sinnvolle Kontrolle geben will, müssen sie in der Lage sein, sich komplett auszuklammern oder man muss ihnen mehr Wahlfreiheit geben, was die Nutzung ihrer Daten angeht“, sagt sie.

Amazon selbst hatte zwar kürzlich eine Option für Alexa-User eingeführt, mit der sie ihre Daten in fixen Zeitabständen löschen lassen und Amazon untersagen können, Alexa-Anfragen von menschlichem Personal analysieren zu lassen. Das sei aber zu wenig. „Technologiefirmen neigen dazu, ihre Produkte nach dem Motto ‚Alles oder nichts‘ zu gestalten. Ich glaube aber, dass man da auf einem Irrweg ist. Die Leute wollen zwar etwas von der Bequemlichkeit dieser Dinge, das heißt aber nicht, dass sie sie in jeder Facette ihres Lebens haben wollen.“

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