Fehlbildung behoben

Selina (16) kann die Welt endlich richtig hören

Tirol
06.11.2019 12:30

Die 16-jährige Selina kam mit einer komplexen Fehlbildung am rechten Ohr zu Welt. Durch die Zusammenarbeit vieler Ärzter unterschiedlicher Fachrichtungen kann Selina heute die Welt wieder richtig hören. Fälle wie ihrer werden im neuen Craniofacialen Zentrum an der Klinik Innsbruck behandelt. 

Selina sitzt zwischen Ärzten, während sie ihre Geschichte erzählt. Eine vertraute Situation für die heute 16-Jährige. Die junge Steirerin kam mit einer Fehlbildung am rechten Ohr zu Welt. Nicht nur ein kosmetisches Problem, sondern vor allem ein akustisches. „Bei Selina fehlte die Verbindung zwischen Außen-, Mittel- und Innenohr“, erklärt Claus Pototschnig, Oberarzt an der HNO-Klinik in Innsbruck. Ein vorbeifahrender Zug hörte sich für das Mädchen wie ein Blätterrauschen an, ein Düsenjet wie leises Sprechen.

„In der Schule musste ich mich immer besonders konzentrieren. Das war sehr anstrengend. Ich habe angefangen, den Lehrern von den Lippen zu lesen“, beschreibt die 16-Jährige, wie sie mit ihrem Handicap umzugehen gelernt hat. Auch der optische Makel durch die fehlende Ohrmuschel begann das hübsche Mädchen immer mehr zu stören: „Ich hab halt die Haare lieber offen getragen.“

Neue Lebensqualität nach drei Operationen
Doch heute hört Selina die Welt wieder so, wie sie ist – dank Hörimplantat und Korrektureingriffen. Und sie kann wie alle modernen Mädchen ihre Haare zum Dutt zusammenbinden – dank plastischer Chirurgie. Drei OPs waren nötig.

Die junge Patientin ist ein Erfolgsbeispiel dafür, was fachübergreifende Behandlung und Zentrumsbildung in der Medizin leisten kann. „Die Medizin ist heute so spezialisiert, dass kein Experte alles wissen kann. Vor allem, wenn es um Fehlbildungen im Kopf-, Hals- und Gesichtsbereich geht. Da sind viele unterschiedliche Fachrichtungen gefordert“, beschreibt Gerhard Pierer, Direktor der Klinik für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie, die Herausforderung.

Alle Fachrichtungen von Beginn an dabei
Für komplexe Fälle wie jener von Selina wurde nun an der Klinik Innsbruck das „Craniofaciale Zentrum“ gebildet, in dem elf Kliniken und Abteilungen noch enger als bisher vernetzt sind. Sie alle kümmern sich um Patienten mit Fehlbildungen im Kopf-, Hals und Gesichtsbereich. „Es ist egal, in welcher Abteilung der Erstkontakt erfolgte. Alle relevanten Kliniken sind von Beginn an eingebunden, um die bestmögliche Behandlung für die Patienten auszuarbeiten – von der Diagnose über die Therapie bis zur Nachsorge“, umreißt Zentrums-Leiter Pototschnig den Nutzen.

Auch die Medizin-Uni Innsbruck ist dabei. „Von vielen komplexen Fehlbildungen kennen wir die Ursachen noch nicht genau. Über das Zentrum können auch wir wichtige neue Erkenntnisse gewinnen“, sagt Christine Fauth, Oberärztin am Institut für Humangenetik.

In Selinas Fall haben sich die Mediziner schon vor der Gründung des Zentrums bestens vernetzt. „Wir fühlen uns in jeder Hinsicht gut aufgehoben. Alle Fachleute waren da, wenn wir sie gebraucht haben“, sind Selina und ihre Mama Daniela Knaus voll Dankbarkeit. Die großen Eingriffe liegen hinter der 16-Jährigen. Die haben ihr neue Freiheiten eröffnet. Das hört sich gut an!

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