Wissenswertes

Wie die Berge zu ihren Kreuzen kamen

Kärnten
04.11.2019 09:39

Für viele endet eine Bergwanderung erst, wenn das Gipfelkreuz erreicht ist. Und manche fühlen sich halt am Gipfel ein weniger näher bei Gott. Doch woher stammt die Tradition, Kreuze auf Bergen zu errichten?

Beliebtes Fotomotiv, Markierung von Erhebungen, Wegweiser oder einfach ein Logo des Christentums. Es gibt kaum einen markanten Gipfel im Alpenraum, der heute nicht ein Kreuz trägt.

Das nachweislich erste Gipfelkreuz wurde 1492 - in dem Jahr, als Christoph Kolumbus Amerika entdeckte - anlässlich der Erstbesteigung des bis dahin als unbezwingbar geltenden Mont Aiguille in Frankreich errichtet.

Doch Berge spielten in vielen Kulturen als Wohnsitz der Götter eine wichtige Rolle und galten auch als Ort der Begegnung zwischen Menschen und Göttern. Schon in der Antike befanden sich auf Gipfeln Heiligtümer, wie etwa auf dem Magdalensberg, wo später dann auch Kirchen errichtet wurden.

In Österreich hat sich der Salzburger Peter Danner dem Thema Gipfelkreuze gewidmet: „Ich habe mich selbst einmal gefragt, wie der Gipfel zum Kreuz gekommen ist und weil ich nichts Vernünftiges dazu gefunden habe, begann ich selbst zu forschen.“

Für den renommierten Historiker setzte der Kreuzkult in der christlichen Welt bereits im Jahr 327 ein, als die Heilige Helena, die Mutter des römischen Kaisers Konstantin die Reliquie des Kreuzes Jesu fand, also jenes Kreuz, an dem Jesus auf dem Golgota-Hügel in Jerusalem gekreuzigt worden sein soll.

„Das Kreuz ist seither die Kurzform des christlichen Glaubens, unser Erkennungssymbol“, ergänzt Dompropst Engelbert Guggenberger gegenüber der „BergKrone“.

Das früheste Kreuz auf einem höheren Berggipfel in christlichem Zusammenhang befand sich laut Danner der Legende zufolge auf dem 668 Meter hohen Olympos in Zypern, das die Heilige Helena auf ihrer Heimreise aus dem Heiligen Land im Jahr 327 errichten ließ.

Dem Gipfelkreuz kommt jedoch nicht ausschließlich eine religiöse Symbolik zu: Kreuzfahrer stellten Kreuze während des 1. Kreuzzuges (1096 bis 1099) durch die Berge Kleinasiens auf, um den Nachkommenden den Weg zu weisen und in Quellen des späten 13. und 15. Jahrhunderts sind auf verschiedenen Bergpässen Kreuze erwähnt, wie etwa dem Plöckenpass bei Kötschach-Mauthen, wie die Bezeichnung „mons crucis“, zu Deutsch Kreuzberg, zeigt. Im Mittelalter fungierten Kreuze auch als Markierung von Alm- und Gemeindegrenzen und es wurden Wetterkreuze auf Anhöhen errichtet, die vom Tal aus gut sichtbar waren.

Erstbesteigungen mit Kreuz im Gepäck

Mit dem Beginn des Alpinismus zu Ende des 18. Jahrhunderts drangen Gipfelkreuze bis zu den höchsten Alpengipfeln vor. Danner: „1799 wurden auf dem Kleinglockner und 1800 auf dem Großglockner die ersten Gipfelkreuze aufgestellt, die eigens für die Errichtung auf einem Gipfel kunstvoll angefertigt und im Zuge der Besteigung hinauf getragen wurden.“ Um das erfolgreiche Erreichen des Gipfels im Tal mitzuteilen, wurden damals auch Signalfeuer entzündet oder Böller abgefeuert, wie bei der Erstbesteigung des Großglockners.

Zahlreiche Kreuze auf unseren Bergen stammen heute aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, die als Dank für die Heimkehr und zum Gedenken an die gefallenen Kameraden errichtet wurden.

Für Engelbert Guggenberger ist das Gipfelkreuz aber auch „ein Hoffnungzeichen, ein Symbol unserer christlichen Gemeinschaft“.

Mit der katholischen Jugend Liesing hat Guggenberger selbst ein Gipfelkreuz auf der 2507 Meter hohen Raudenspitze im Lesachtal aufgestellt: „Gipfelkreuze sind heute für mich ein Blickpunkt, wo man gerne hinschaut, ein Zeichen unserer christlichen Identität und ein Schmuck für die Berge. Ich freue mich jedenfalls, wenn auf einem Gipfel ein Kreuz steht.“

Damit widerspricht Guggenberger sämtlichen Gipfelkreuz-Kritikern, wie allen voran der Bergsteiger-Legende Reinhold Messner, für den die Gipfel leer sein und nicht für irgendeine Religion „missbraucht“ werden sollten.

In den vergangenen Jahren hat der Brauch zugenommen, Gipfelkreuze zu errichten. Auch wenn es für manche eine „Unsitte“ ist, verbinden viele mit der Errichtung oft etwas ganz Besonderes.

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