Hofer steht zu Zanger

Liederbuch-Affäre: Peinliches Ringen um Distanz

Steiermark
03.11.2019 06:00

Tagelang hat er sich in der Liederbuch-Affäre, in die der steirische FPÖ-Abgeordnete Wolfgang Zanger verwickelt ist, nicht zu Wort gemeldet. Nun tut FPÖ-Chef Norbert Hofer genau das - allerdings nur, um klarzustellen, dass er nicht vorhat, personelle Konsequenzen zu ziehen. Er hält also an Zanger, der im Besitz des Nazi-Liederbuchs ist, fest.

Landauf, landab wird seit Tagen über die von der „Krone“ aufgedeckte Liederbuch-Affäre berichtet. Zu Wort gemeldet haben sich seither unzählige Stimmen, die den Rücktritt des steirischen Abgeordneten Zanger fordern und an Parteichef Hofer appellieren, von seinem Durchgriffsrecht Gebrauch zu machen und Zanger, der etwa schon mit Aussagen zur NS-Zeit für Aufregung sorgte, aus der Partei zu werfen.

Es geht um das Buch „Liederliche Lieder“ aus dem Jahr 2005, das die schlagende Schülerverbindung Pennales Corps Austria zu Knittelfeld von der Grazer Burschenschaft Cheruskia bekommen hat und das vor antisemitischen, rassistischen, NS-verherrlichenden und sexistischen Liedtexten nur so strotzt. Im Besitz des Buches ist auch Zanger, der sich anfangs partout nicht davon distanzieren wollte und nun um Abgrenzung bemüht ist.

Hofer und Kunasek halten an Zanger fest
Flugs hatte sich jedenfalls die FPÖ demonstrativ hinter ihren Mann gestellt. Einzig Parteichef Hofer meldete sich tagelang nicht zu Wort. In der „Krone“ äußert er sich nun - und schickte gleich voraus, dass dies „keine leichten Tage“ für ihn gewesen seien und er sich „ständig damit auseinandergesetzt“ habe. Den Inhalt des Liederbuchs bezeichnete er als „vulgären und gefährlichen Müll“. Um dann aber umgehend klarzustellen, dass man „einen Politiker nicht einfach in eine Nazi-Diskussion verwickeln darf, wenn er vor 14 Jahren ein Buch geschenkt bekommen hat“.

Dass sich Zanger anfangs nicht vom Buch distanzieren wollte, sei „natürlich unglücklich“ gewesen. „Zanger hat das anders gemeint. Er kann sich nicht von etwas distanzieren, zu dem er keinerlei Nähe hat“, sagt Hofer. Und auch der steirische FPÖ-Chef Mario Kunasek hält an seinem Landsmann fest: „Ich wehre mich in sehr klarer Weise gegen diese Nazi-Kampagne. Das bin ich auch meiner Familie schuldig. Es wurde eine Grenze überschritten.“

Sandra Schieder & Christoph Budin, Kronen Zeitung

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