Attacke im Tierheim

Von Hund gebissen: „Hab 13 Operationen hinter mir“

Steiermark
02.11.2019 06:05

Fast drei Monate ist es her, dass die Steirerin Barbara Kaschl bei einer entsetzlichen Hundeattacke im Straßer Tierheim schwer verletzt wurde. Noch immer ist sie auf Reha. Warum sie trotz 13 (!) Operationen Hunde immer lieben wird, ihr „Cäsar“ leidtut und sie gerade für stigmatisierte Rassen eine Lanze bricht, erzählt uns diese bemerkenswerte Frau im Interview.

„Krone“: Der Bissvorfall im Straßer Tierheim am 10. August hat alle tief erschüttert. Erinnern Sie sich daran?
Barbara Kaschl: Ja, ganz genau. Es war ein ziemlich heißer Tag, und meine Kollegin ist in den Zwinger von „Cäsar“, um ihm mit der Markise Schatten zu machen. Dafür hatte sie eine Stange in der Hand. Da ist der Hund ausgerastet und hat sie angegriffen.

Und Sie sind trotzdem hineingegangen, um der Frau zu helfen! Dieser Mut, diese Zivilcourage, dafür werden Sie sehr bewundert.
Hören Sie, das ist doch eine normale Reaktion, dass man da hilft, ich kann mir nicht vorstellen, dass das jemand nicht macht. Ich habe die Kollegin irgendwie vom Hund weggezerrt und aus dem Zwinger schubsen können. Ich hab’s aber nicht mehr rausgeschafft.

Weil der Hund Sie attackiert hat ...
Ja, das war schon massiv, er hatte einen totalen Aussetzer. Er hat sich in meine Arme verbissen, daran gerissen, ich hab die Haut aufplatzen sehen, die Knochen darunter. Ich hab nicht mal Schmerzen gehabt in dem Moment, da kämpft man.

Und das hat auch noch lange gedauert?
Ja, um die 20 Minuten, ich bin dann auch auf dem Boden gelegen. Dann konnte der Freund einer Kollegin das Tier zurückdrängen. Er war sehr mutig. Bei ihm möchte ich mich herzlich bedanken.

Wie geht es Ihnen, fast drei Monate danach?
Es geht. Ich habe 13 Operationen hinter mir, sechs Wochen im Krankenhaus und bin auf Reha. Es wird. Aber die Funktion der Arme und Finger wird leider nicht mehr so wie früher.

Nach diesem Horror: Mögen Sie Hunde noch?
Ja freilich! Ich liebe Tiere, ich habe selber drei entzückende Hunde aus dem Tierschutz, habe Esel, Pferde, mein Leben dreht sich um sie. Sie sind eine so große Bereicherung, so eine Freude, ich könnte niemals ohne Tiere sein.

Welche Gefühle haben Sie für „Cäsar“, der dann ja eingeschläfert worden ist?
Er tut mir sehr leid. Wissen Sie, ein Tier muss auch Furchtbares mitgemacht haben, dass es so agiert. Das Tier kann nichts dafür, es ist der Mensch, der es so weit bringt. Ich frage mich oft, ob „Cäsar“ misshandelt oder „scharfgemacht“ wurde. Ganz generell ist es schrecklich für mich, wie Menschen oft mit Tieren umgehen.

Zum Beispiel?
Es kommen oft Tiere ins Heim, derer man sich völlig empathielos entledigt. Oder Leute nehmen sich Tiere, haben dann aber weder die Zeit noch die Geduld noch die Liebe für sie, vernachlässigen sie, misshandeln sie, psychisch wie physisch. Verstehen ihre Signale nicht. Und wenn dann der Hund beißt, ist immer er der Böse. Das bricht mir das Herz.

„Cäsar“ war ein American-Staffordshire-Terrier, eine Rasse, die oft einen schlechten Ruf hat. Wie sehen Sie das?
Die, die ich kenne, sind entzückend. Verschmust, loyal, Traumhunde. Es ist entsetzlich, dass so eine Rasse verdammt und als Kampfhund stigmatisiert wird. Wie gesagt - alles liegt am Menschen dahinter.

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