Partner verloren

Witwen trauern: „Unser Schmerz wird nie vergessen“

Niederösterreich
01.11.2019 15:12

Bei einem Unfall verloren im Juli zwei Niederösterreicher ihr Leben. In der „Krone“ sprechen nun ihre Frauen: „Die Trauer machte uns zu Freundinnen.“

Es waren bloß Sekunden, die über Leben oder Tod entschieden: am 9. Juli 2019, als ein Kleintransporter, in dem mehrere Montagearbeiter saßen, einen Bahnübergang in Raasdorf bei Wien passierte. Der Lenker des Wagens übersah einen Zug ...

Fotos erinnern an eine glückliche Zeit
Ein Zusammenstoß; zwei Männer, die auf der Beifahrerseite saßen, starben - Alois Schmitner (25) und Robert Volkmann (37). Beide Männer - Niederösterreicher; beide voll der Träume, beide sind erst seit Kurzem Väter gewesen. Nun sitzen ihre Witwen auf der Wohnzimmercouch von Sabrina Kurz. Die 26-Jährige zeigt auf Fotos, die über einer Vitrine hängen, aus einer glücklichen Zeit.

„Es war einfach Liebe auf den ersten Blick“
Sie und Robert bei Festen, bei Urlauben und Ausflügen; sie und Robert mit ihrer kleinen Tochter Annamarie - das Mädchen ist jetzt zweieinhalb. Und die Verkäuferin beginnt über das Früher zu erzählen: „2013 hatten Robert und ich einander über Freunde kennengelernt und gleich gemerkt, dass wir zusammengehören. Es war einfach Liebe auf den ersten Blick.“

„Wir hatten noch so wundervolle Pläne“
Bald zog die Frau zu dem um elf Jahre Älteren in sein Elternhaus, nach und nach wurde es dann aus- und umgebaut, „wir wollten unsere Wohnung zu einem Schmuckstück machen“. Das Glück des Paars schien perfekt mit der Geburt seines Kindes: „Und wir hatten noch so viele wunderbare Pläne.“

„In diesem Moment brach meine Welt zusammen, für immer“
2020 sollte geheiratet werden, „wir freuten uns schon sehr darauf“. Dann „dieser schreckliche Tag“, Polizisten kamen zu Sabrina Kurz und sagten: „Wir haben leider eine traurige Nachricht für Sie“. „In diesem Moment“, so die 26-Jährige, „brach meine Welt zusammen, für immer.“ „Bei mir war das genauso“, schluchzt Barbara Schmitner (39).

„Irgendwann funkte es zwischen uns“
Ein Kriseninterventionsteam informierte sie wenige Stunden nach dem Unglück über den Tod ihres Mannes: „Der alles für mich gewesen ist.“ 2012 waren sie per Internet miteinander in Kontakt gekommen, sie und der um 14 Jahre jüngere Alois. „Zunächst sind wir nur Freunde gewesen, wir gingen zusammen Motorrad fahren und spazieren. Doch irgendwann funkte es zwischen uns. Weil wir dieselben Ziele, dieselben Wünsche hatten.“ Von einem Dasein in Ruhe und Bescheidenheit, mit Kindern.

„Schmerz wird nie vergehen“
2017 die Hochzeit, im selben Jahr die Geburt ihres Sohnes, er heißt - wie sein Vater - Alois: „Und wir sind so zufrieden gewesen, in unserem hübschen Häuschen.“ In dem Barbara Schmitner mittlerweile nicht mehr wohnt: „Weil mich alles darin an meinen Mann erinnert hat und dadurch der Schmerz noch größer war.“ Der Schmerz - wie groß ist er jetzt? „Er wird nie vergehen“, sagen die Frauen.

Vor der Tragödie hatten sie einander nicht gekannt, „unser Schicksal hat uns zu Freundinnen gemacht. Uns verbindet unsere Trauer. Und dass wir ähnlich damit umgehen.“

„Ich spüre, dass Alois mich und unseren Buben beschützt“
Allerheiligen sei für die zwei Niederösterreicherinnen „kein besonderes Datum. Weil wir ja ohnehin ständig in Gedanken bei unseren verstorbenen Männern sind und oft mit ihnen reden.“ Bekommen sie Antworten? „Manchmal habe ich das Gefühl“, erzählt Sabrina Kurz, „als wäre Robert neben mir und würde auf mich und unsere Tochter aufpassen.“ „Ich spüre, dass Alois mich und unseren Buben beschützt“, sagt auch Barbara Schmitner.

Neue Partnerschaft kommt nicht infrage
Jemals wieder eine neue Partnerschaft einzugehen kommt für keine der beiden Witwen infrage: „Wir wissen es eben: Irgendwann, irgendwo werden wir wieder mit unseren Männern zusammen sein.“ Sabrina Kurz und Barbara Schmitner glauben also an ein Jenseits. Aber nicht mehr an Gott: „Denn wenn es einen gäbe, hätte er den Unfall nicht zugelassen …“

Spendenkonten eingerichtet
Seit der Tragödie leiden die Frauen an finanzieller Not. Für beide wurden Spendenkonten eingerichtet. Schmitner: AT543241509101000017; Volkmann-Kurz: AT583241500000503110

Martina Prewein, Kronen Zeitung

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