Chaos auf Ägais-Inseln

„Explosive Lage“ in griechischen Flüchtlingslagern

Ausland
31.10.2019 12:35

Die Situation für Migranten auf den griechischen Ägais-Inseln wird immer dramatischer. Die Menschenrechtskommissarin des Europarats, Dunja Mijatovic, warnte nach einem Besuch eines Lagers davor, man stehe „am Rande einer Katastrophe“. Die Situation sei „explosiv“, das Leben für die Migranten dort sei ein „Überlebenskampf“.

Mijatovic hatte sich Asyllager auf den Inseln Lesbos und Samos sowie in der Stadt Korinth angesehen. Es mangle an medizinischer Versorgung und ausreichenden sanitären Anlagen, erklärte die Kommissarin danach. Auf Samos bauten Familien Notunterkünfte aus selbst gefällten Bäumen, so Mijatovic. Für Essen und Toiletten müsse stundenlang angestanden werden. „Das hat nichts mehr mit der Aufnahme von Asylwerbern zu tun. Das ist zu einem Überlebenskampf geworden.“ Die Situation der Asylwerber auf den Inseln habe sich in den vergangenen zwölf Monaten „dramatisch verschlechtert“.

Kommissarin fordert mehr Geld und strukturelle Verbesserungen
Die Kommissarin lobte die finanzielle Unterstützung der Europäischen Union - sie betonte jedoch, dass das Problem nicht durch finanzielle Mittel allein gelöst werden könne. Griechische Behörden müssten alle bürokratischen Hindernisse beseitigen, die einer effektiven Verwendung der Mittel im Wege stünden, forderte Mijatovic. Gleichzeitig müssten die EU-Länder mehr Verantwortung übernehmen, um Wege für die Umsiedlung von Menschen aus Griechenland in andere Mitgliedsstaaten zu finden. Griechenland müsse damit Raum für strukturelle Verbesserungen gegeben werden.

Die EU und Griechenland müssten zudem darüber nachdenken, wie die Gemeinden vor Ort besser unterstützt werden können, betonte Mijatovic. „Sie nehmen seit vielen Jahren großzügig eine große Zahl an Flüchtlingen und Migranten auf. Aber ihre Empörung über die derzeitige unhaltbare Situation ist nicht zu leugnen.“

34.000 Menschen leben in überfüllten Lagern auf Inseln
Griechenland ist zuletzt erneut zum Hauptankunftsort für Asylwerber in Europa geworden. Das Land hat große Probleme, die insgesamt fast 80.000 Migranten und Flüchtlinge auf seinem Gebiet unterzubringen. Trotz regelmäßiger Umsiedlungen auf das Festland leben mehr als 34.000 Menschen in den überfüllten Flüchtlingslagern auf den griechischen Inseln.

Die neue konservative Regierung in Athen will das Asylrecht verschärfen und im kommenden Jahr 10.000 Menschen zurück in die Türkei schicken. Mijatovic beklagte allerdings mit Blick auf eine aktuelle Gesetzesvorlage, es gebe „Bedenken hinsichtlich der Menschenrechtslage“.

Der Europarat mit Sitz im französischen Straßburg kümmert sich unter anderem um den Schutz der Menschenrechte in den Mitgliedsstaaten. Er agiert unabhängig von der Europäischen Union.

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