U-Ausschuss zu TSD

Persönliche Einblicke bei der dritten Sitzung

Tirol
31.10.2019 08:00
Interessante und vor allem auch persönliche Einblicke gab es am dritten Tag des U-Ausschusses zu den Tiroler Sozialen Diensten. Der Fokus lag auf der Entstehung und Entwicklung der Flüchtlingsarbeit in Tirol.

Als erste Auskunftsperson war der ehemalige Amtsdirektor, Fachbereichsleiter und Flüchtlingskoordinator Peter Logar geladen. Rund 17 Jahre war der Inzinger in der Flüchtlingsbetreuung tätig und hat dabei so einiges erlebt, wie er ausführlich preisgab.

„Es gab Gespräche mit der Caritas in Tirol“
„Viele Flüchtlinge kamen wegen des Jugoslawien- und Bosnienkrieges nach Tirol, die Betreuung wurde in die Abteilung Soziales angesiedelt. Andere Bundesländer haben das an Organisationen ausgesiedelt, auch in Tirol gab es Gespräche mit Caritas-Direktor Georg Schärmer. Doch er lehnte das ab und meinte, dass dies Aufgabe der öffentlichen Hand sei“, erklärte der Befragte.

Er selbst begann seine Tätigkeit im Jänner 1993 als „kompletter Neuling“. „Es war keine Struktur vorhanden“, sagte Logar. In einer Arbeitsgruppe sei festgelegt worden, wie die Flüchtlingsbetreuung aussehen solle.

Schritt für Schritt habe man diese aufgebaut und nach Personal gesucht, was nie ein Problem gewesen sei. „Auf jeden ausgeschrieben Posten gab es rund 40 Bewerber. Wir haben Personen mit einer gewissen Erfahrung sowie Frauen bevorzugt, da sie mit Konfliktsituationen besser umgehen haben können“, sagte Logar.

„Widerstand aus der Bevölkerung war groß“
Die Personen seien über den Tiroler Beschäftigungsverein angestellt worden, was eine rein politische Vereinbarung gewesen sei. „Eine Anstellung der Betreuer über das Land wäre nicht möglich gewesen. Die Schwierigkeit war die Flexibilisierung der Arbeitskräfte aufgrund stark schwankender Flüchtlingszahlen“, verdeutlichte der Geladene.

Sehr herausfordernd sei die Suche nach Unterbringungen gewesen. „Das war eine Sache der Unmöglichkeit, weil es oftmals herben Widerstand seitens der Bevölkerung gab“, betonte Logar, der das Ausmaß selbst zu spüren bekam: „Bei einer Besichtigung wurde etwa mein Fahrzeug beschädigt.“ Man habe stets versucht, die Wünsche der Bevölkerung zu respektieren. „2/3 aller Unterkünfte, die uns angeboten wurden, haben wir abgelehnt“, klärt Logar auf.

„Personenschutz für meine Familie und mich“
Szenen, die sich in sein Gedächtnis regelrecht eingebrannt haben, sind jene, die sich während seiner Amtszeit im Heim in der Innsbrucker Trientlgasse abgespielt haben. „Es ereignete sich ein bestialischer Mord, mehr als 100 Vertreter einer Volksgruppe haben mir die Schuld dafür gegeben. Sie waren der Meinung, dass ich den Mörder zuvor in eine psychiatrische Anstalt hätte einweisen sollen und haben mich vor Ort massiv bedrängt. Ich erhielt für mich und meine Familie Personenschutz. Das war ein absoluter Tiefpunkt“, schilderte Logar.

Die Auslagerung der Flüchtlingsagenden im Jahr 2015 könne er nicht beurteilen. „Ich kann nicht sagen, was die bessere Lösung gewesen wäre. Ich war auch nie in dementsprechende Gespräche eingebunden“, stellte der Befragte klar.

Mit Ende des Jahres 2009 hat Logars Tätigkeit als Flüchtlingskoordinator geendet. Seine Position übernahm 2010 Meinhard Eiter – damaliger Geschäftsführer der Tiroler SPÖ –, die er insgesamt vier Jahre inne hatte. Der Imster war gestern Nachmittag aufgefordert, dem U-Ausschuss Rede und Antwort zu stehen.

„Nach meiner Meinung wurde nicht gefragt“
„Als Logistiker war ich vor allem daran interessiert, eine Qualitätsoffensive in den Flüchtlingsheimen umzusetzen“, erklärte er. Sein Motto dabei: „Ich will niemanden in ein Bett legen lassen, in das ich mich nicht selbst auch legen würde.“ Auch er wurde zur Auslagerung der Gesellschaft befragt: „Ich habe keine Meinung dazu vertreten, weil nicht danach gefragt wurde.“ Solche Aufgaben auszugliedern, würde für ihn aber durchaus Sinn machen.

Politische Entscheidungen wolle er nicht kommentieren. Er stellte nur infrage, ob es von der damals zuständigen LR Christine Baur (Grüne) gut gewesen sei, die Umorganisation der Flüchtlingsagenden zu jenem Zeitpunkt zu starten, als zahlreiche Flüchtlinge nach Österreich kamen.

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