Moose analysiert

„Ötzi“ brach aus dem Süden zur letzten Reise auf

Wissenschaft
30.10.2019 19:00

„Ötzi“, die berühmteste Gletscherleiche der Welt, dürfte offenbar aus dem Süden, also über die Schlucht am Eingang des Südtiroler Schnalstales, zu seiner letzten Reise aufgebrochen sein. Diese Theorie würden auf, in und bei der Mumie gefundene Moose belegen, die von einem Team des Instituts für Botanik der Universität Innsbruck analysiert wurden, hieß es am Mittwoch.

Zwei Drittel der gefundenen Moosarten seien in der nivalen Zone - also auf über 3000 Metern - heimisch. Ein Drittel allerdings nicht, da sie nur in niederen Gebieten gedeihen. „Jene Arten, die eigentlich am Fundort gar nicht wachsen können, sind für uns natürlich von besonderem Interesse, da sie uns Rückschlüsse auf die Route ermöglichen. Wir wissen, wo diese Moose üblicherweise vorkommen“, erklärte Wissenschaftler Klaus Oeggl, der die Arbeiten federführend leitete.

Er gehe davon aus, dass „Ötzi“ auf seinem Weg auf das Tisenjoch die für die Höhe nicht zuordenbaren Moose mitgenommen hat, so Oeggl. Das könne auf seiner letzten Wanderung sowohl absichtlich als auch unabsichtlich passiert sein. Oeggls Kollege Jim Dickson dokumentiert bereits seit Jahrzehnten die Vorkommen und geografische Verbreitung der Moose in diesem Südtiroler Gebiet. „Daher können wir rekonstruieren, durch welche Gebiete ,Ötzi‘ gewandert ist“, sagte der Archäobotaniker. Besonders der Nachweis des Glatten Neckermoos (Neckera complanata) und einer Art der Torfmoose (Sphagnum) sei für das Forscherteam ein Beleg für die Theorie, dass „Ötzi“ aus dem Süden aufbrach.

Insgesamt 75 verschiedene Moose, darunter mindestens zehn Lebermoose, konnten die Wissenschaftler identifizieren. Heute würden an der Fundstelle 21 verschiedene Moosarten wachsen. Die Analyse der Moose fand Niederschlag in einer aktuellen Studie, die im Fachmagazin „PLOS One“ veröffentlicht wurde.

Bergsteiger stießen auf Gletschermumie
Die weltbekannte Gletschermumie war im Südtiroler Teil der Ötztaler Alpen entdeckt worden. Zwei deutsche Bergsteiger, Erika und Helmut Simon, stießen am 19. September 1991 in 3210 Metern Höhe am Tisenjoch auf die 5300 Jahre alte Leiche aus der Jungsteinzeit.

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