Wort des Jahres 2019

Ibiza und Klimakrise dominieren die Abstimmung

Österreich
30.10.2019 07:08

Ibiza und seine Folgen dominieren heuer die Wahl zum Wort des Jahres 2019. Aber auch die Klimakrise und beruhigende Worte von Bundespräsident Alexander Van der Bellen fanden Eingang in die Vorauswahl zum Wort, Unwort, Spruch, Unspruch und Jugendwort des Jahres. Abgestimmt werden kann online auf www.oewort.at, in der ersten Dezemberwoche wird das Ergebnis präsentiert.

Heuer startete die Vorauswahl, die wie jedes Jahr von der Forschungsstelle Österreichisches Deutsch und der Austria Presse Agentur durchgeführt wird, vier Monate früher als üblich. Das führte zu einem Teilnehmerrekord: Exakt 2000 Personen gaben für mindestens eine Kategorie einen Vorschlag ab, im Vorjahr waren es 994 Personen gewesen. Somit hatte die Jury heuer die Wahl zwischen 1327 Kandidatenwörtern und -sprüchen.

Oder wird es doch „Bundeskanzlerin“?
Neben „Ibiza“ und „Oligarchennichte“ schafften es auch die Begriffe „Kurzkanzler“, „Oberspesenritter“, „Schredderaffäre“ oder „Strachmatt“ in die engere Auswahl. Erstmals in der Geschichte gibt es in Österreich eine „Bundeskanzlerin“. Vielleicht wird ja dieser Umstand prämiert. Die „Klimakatastrophe“ sowie die daraus resultierende „Flugscham“, die bei klimabewussten Menschen auftritt, können ebenso wie die „Teigtascherlrazzia“ gekürt werden. Letztgenannte hat die Wiener Polizei schon mehrfach durchgeführt und in Privatwohnungen illegale Teigtascherl-Fabriken ausgehoben.

Zum Unwort des Jahres können „Einzelfälle“, „lückenlose Aufklärung“, „persönlicher Feiertag“ oder auch „b‘soffene Gschicht“ gewählt werden. Außerdem stehen „Klimalüge“ oder „Zöpferl-Diktatur“, mit der FPÖ-Chef Norbert Hofer die Klimaaktivistin Greta Thunberg verhöhnte, zur Wahl. Gevotet werden kann auch für „Anti-Abschiebe-Industrie“, „Ausreisezentrum“, „Bevölkerungsaustausch“ sowie „Humanitätsduselei“.

Van der Bellen und Thunberg mit Sprüchen vertreten
Gleich drei der vier Sprüche des Jahres lieferte Bundespräsident Van der Bellen. „Nur Mut und etwas Zuversicht, wir kriegen das schon hin“, appellierte er angesichts der politischen Lage infolge des Ibiza-Skandals im Mai an die Bevölkerung. „So sind wir nicht. So ist Österreich einfach nicht. Aber das müssen wir alle gemeinsam beweisen“, waren weitere beruhigende Worte des Bundespräsidenten, die er in einer seiner vielen Ansprachen im heurigen Jahr an die Österreicher richtete. „Denn gerade in Zeiten wie diesen zeigt sich die Eleganz, ja die Schönheit unserer österreichischen Bundesverfassung. Jeder Schritt, der jetzt getan wird, ist vorgesehen und in der Verfassung verankert.“ Mit diesen inzwischen bereits geflügelten Worten kommentierte das Staatsoberhaupt das „Betreten von Neuland“ nach dem Ende der Regierungskoalition.

Auch Greta Thunberg schaffte es, sich heuer für die Wahl zum Spruch des Jahres zu qualifizieren. „Wir können die Welt nicht retten, indem wir uns an die Spielregeln halten. Die Regeln müssen sich ändern, alles muss sich ändern und zwar heute“, forderte die junge Klimaaktivistin.

Zu zwei Nominierungen schaffte es Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache beim Unspruch des Jahres, beide Sager tätigte er im Ibiza-Video. „Bist du deppat, die is schoaf“, gefiel dem Ex-FPÖ-Obmann der Lockvogel auf Ibiza, mit dem alles begann. Und „zack, zack, zack“ verlaufe ein „Krone“-Redakteurstausch nach Straches Vorstellung. „Die Richtung stimmt!“ Mit dieser Aussage überraschte SPÖ-Vorsitzende Pamela Rendi-Wagner nach der Wahlschlappe für ihre Partei am 29. September. Mit einer sehr eigenwilligen Definition des Rechtsstaates sorgte der damalige Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) für Empörung. „Denn ich glaube immer noch, dass der Grundsatz gilt, dass das Recht der Politik zu folgen hat und nicht die Politik dem Recht“, stellte er die Menschenrechtskonvention infrage.

Jugendwort des Jahres: „Brexiten“ und „rauskickeln“ unter Favoriten
Gewählt wird auch wieder das Jugendwort des Jahres. Neben „abloosen“ und „brexiten“ (sagen, dass man geht, aber dann doch nicht geht, Anm.) stehen auch „dezent ärgerlich“, „nice“, „random“ oder „tu normal“ zur Wahl. Auch hier hat sich der Ex-Innenminister quasi eingeschlichen - „rauskickeln“ wird von Jugendlichen laut der Jury als Synonym für hinauswerfen verwendet. „Ehrenmann/Ehrenfrau“ oder „Influencer/Influencerin“ können ebenso zum österreichischen Jugendwort gekürt werden.

Letztes Jahr wurde übrigens „Schweigekanzler“ das Wort des Jahres 2018. „Datenschutzgrundverordnung“ gefiel den meisten als Unwort des Jahres.

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