Mächtiger Kogler

Grüne und Disziplin, auch das funktioniert jetzt

Österreich
30.10.2019 06:01

Die Stimmung zwischen ÖVP-Obmann Sebastian Kurz und Grünen-Bundessprecher Werner Kogler scheint noch immer in Ordnung zu sein. Nach dem jüngsten Spitzengespräch der beiden Parteichefs am Dienstag war von „einem guten Austausch“ die Rede (siehe auch Video oben). Wie es hinter den Kulissen der derzeit laufenden Sondierungsgespräche aussieht, das hat die „Krone“ genauer unter die Lupe genommen - Einblicke in die türkis-grüne Annäherung.

Was bei der türkis-grünen Annäherung am meisten überrascht, ist die Wandlung der Grünen. Sie sind diszipliniert und halten sich an die Regeln. Kein Mucks ist von den üblichen Verdächtigen, die sonst Querschüsse am laufenden Band produzieren, zu hören. Michel Reimon, der in den sozialen Medien oft für Wirbel sorgte, postet nun Robbenvideos oder Huldigungen an das Internet.

Kogler ist mächtiger als jeder Parteichef bisher
Das alles ist das Verdienst von Werner Kogler und seinem engsten Team. „Kogler ist mächtiger als jeder Parteichef der Grünen bisher“, bringt es ein Insider auf den Punkt. Und er, der so lange in der zweiten Reihe gestanden ist, scheint Gefallen an der Macht gefunden zu haben. Kogler hat ein Machtwort gesprochen: keine Zwischenrufe und nichts ausplaudern.

Zur Erinnerung: Die ehemalige Parteichefin Eva Glawischnig hatte genau drei Personen über ihren bevorstehenden Rücktritt informiert - geheim ist es bekanntlich nicht geblieben. Die ÖVP achtet daher genau darauf, ob etwas aus den Gesprächen nach außen dringt. Diesen Ratschlag sollen Kurz auch ehemalige ÖVP-Chefs gegeben haben.

Wer Beschlüsse mitträgt, kann dann nicht maulen
Dass die Wiener Vizebürgermeisterin Birgit Hebein, die dem sehr linken Lager zugerechnet wird, im grünen Verhandlungsteam sitzt, wurde von den Türkisen durchaus wohlwollend aufgenommen. Die ÖVP deutet dies so: Wer das Programm mitgestaltet und alle Beschlüsse mitträgt, kann nachher nicht maulen.

Risikomanagement: Was kann noch kommen?
Dem Vernehmen nach beschäftigt die ÖVP auch eine Frage, die mit der Korruptionsstaatsanwaltschaft und einer möglichen neuerlichen Koalition mit der FPÖ zu tun hat. Es wurde ja etwa das Handy von Ex-Vizekanzler Heinz-Christian Strache, der viel und gern SMS versandte, beschlagnahmt. So heißt es, Kurz wäge das Risiko ab, ob da noch etwas kommen könne, etwas, das für die Blauen unangenehm sei, etwa bei Postenbesetzungen. Sollte von dieser Seite kein Ungemach drohen, wäre eine Regierung mit der FPÖ für die ÖVP das Einfachste.

Doris Vettermann, Kronen Zeitung/krone.at

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