„From Out Of Nowhere“

Jeff Lynne‘s ELO: Der Altmeister will es wissen

Musik
04.11.2019 07:00

Völlig überraschend, wie der Titel „From Out Of Nowhere“ suggeriert, kommt das neue Album von Jeff Lynne‘s Electric Light Orchestra diesmal nicht. Bereits vor vier Jahren war der Brite, einer der erfolgreichsten Popmusiker der 70er und 80er, nach 14 Jahren ELO-Pause zurückgekehrt - damals noch recht unerwartet. „Alone In The Universe“ knüpfte an den großen Zeiten der Band an.

(Bild: kmm)

Wer über das als Lynne-Soloprojekt betriebene ELO-Comeback und dessen bombastische Liveumsetzung mit Band begeistert war, kann jetzt auch bei den Retro-Klanggemälden von „From Out Of Nowhere“ bedenkenlos zugreifen. Vorne drauf ist wieder ein abgewandeltes „Spaceship“-Motiv zu sehen - gewissermaßen das optische Leitmotiv. Wie 2015 hat Lynne die Musik als Produzent, Songwriter, Arrangeur, Sänger und Multiinstrumentalist praktisch allein im Studio zusammengebastelt.

Perfekte Kombinierer
Und zuckrige Pop-Harmonien schüttelt der Mann aus Birmingham, dessen Platten sich mehr als 50 Millionen Mal verkauft haben sollen, natürlich immer noch lässig aus dem Ärmel. Das 1970 von Lynne und Roy Wood gegründete Electric Light Orchestra (kurz: ELO) war ja nie für seine übermäßige Originalität berühmt. Sondern eher dafür, eingängige Versatzstücke von Elvis Presley und Roy Orbison über Beatles und Bee Gees bis zum aktuelleren Mainstream-Rock perfekt zu kombinieren. Die Pop-Klassiker seit den 50ern dienten Lynne als Koordinatensystem für eine höchst einträgliche Karriere.

Diese Vergangenheit spiegeln auch die zehn neuen Lynne-Lieder unter dem ELO-Banner. „All My Love“ etwa ist eine sehr gelungene Hommage an das Genie von Beach-Boys-Mastermind Brian Wilson. „Losing You“ und „Going Out On Me“ klingen, als seien sie zwei gestorbenen Freunden, den Travelling-Wilburys-Mitstreitern George Harrison und Roy Orbison, persönlich gewidmet. Für den Titelsong, „Down Came The Rain“ oder „One More Time“ klaut der 71-Jährige gern auch mal bei sich selbst. Aber ein Jeff Lynne darf das: Er hat mit vielen Pop-Legenden Musik gemacht, wurde 2015 mit einem Stern auf dem Hollywood Walk of Fame geehrt und 2017 in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen.

Freund der Soloarbeit
Nur knapp 33 Minuten lang ist „From Out Of Nowhere“, aber dafür hat Lynne auch praktisch jede Sekunde selbst erschaffen. „Am allerliebsten sind mir Platten, wo ich all diese Dinge - Gitarre, Piano, Schlagzeug, Bass und so weiter - selbst machen kann“, sagt der Allround-Musiker im Telefoninterview der dpa in Los Angeles. Nun, da er ohnehin offen und ehrlich unter dem Projektnamen „Jeff Lynne‘s ELO“ unterwegs sei, habe er kein Problem mit solcher Soloprojektarbeit.

Ein besondere Bewandtnis hatte es mit dem Lied, das am Anfang der neuen Platte steht und ihr den Titel gibt. „Dieser Song kam so schnell zu mir, tatsächlich “wie aus dem Nichts„. Manche Lieder ergeben sich in nur wenigen Minuten, andere können Jahre dauern“, erzählt Lynne im dpa-Interview. „Losing You“ etwa habe er schon vor zwei Jahrzehnten begonnen „und jetzt wieder aus den Klo gezogen - was eine gute Sache war“. Das in rund sechs Monaten entstandene Album sollte insgesamt „eine irgendwie optimistische Stimmung und Hoffnung transportieren, weniger Bedrücktheit“, sagt Lynne. Daher sei es ganz und gar nicht politisch. „Ich bin daran auch nicht besonders interessiert, außer ich kann wirklich etwas ausrichten.“

Zeitlos aktuell
Die ausverkaufte Tournee ‎von Jeff Lynne‘s Electric Light Orchestra hatte vor einigen Jahren viele Fans glücklich gemacht, die die Band teilweise schon seit den 70ern kannten. Nun soll es wieder Konzerte einer aktuellen Livebesetzung geben. „Es macht mir viel Spaß, mit dieser Toptruppe zu spielen. Mit 13 Leuten auf der Bühne kriegen wir es hin, dass ich nicht selbst auch noch Background-Vocals singen muss“, sagt der Brite. „Der Sound ist groß und kraftvoll, mit drei Keyboards, vier Gitarren, Bass, Klavier, zwei Celli und einer Geige.“ Dass sein Publikum zwischen zehn und deutlich über 60 Jahre alt ist, freut Lynne besonders. Ganz offensichtlich sei der ELO-Sound eben zeitlos aktuell. „Dieser unglaubliche Querschnitt im Publikum von meinetwegen 15.000 Menschen - das zu erleben ist fantastisch.“

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