Immer mehr sperren zu

Salzburgs Trafiken im schleichenden Niedergang

Salzburg
29.10.2019 16:55

Ein Mann betritt die Tabaktrafik Pribil am Mozartplatz in Salzburg, kauft zwei Stangen Marlboro Rot, plauscht mit der Verkäuferin Manuela Pribil. „Der Tabak bringt immer noch rund 70 Prozent des Umsatzes. Wir müssen aber mit der Zeit gehen“, sagt ihr Ehemann und Inhaber Alexander Pribil. Hinter einer Glasvitrine reihen sich hunderte Fläschchen verschiedenster Geschmacksrichtungen für elektronische Zigaretten: Kaffee, Cappuccino, Erdbeere, Bourbon und viele mehr. „Diese Sparte macht mittlerweile zehn Prozent unseres Umsatzes aus.“

Die Salzburger Trafikanten erwirtschafteten im Vorjahr rund 159 Millionen Euro. Trotz eines Umsatzpluses von rund vier Millionen Euro müssen sie kämpfen. Seit dem Jahr 2001 machten laut Zahlen der Wirtschaftskammer Salzburg rund 20 Prozent von ihnen dicht.

„Die Umsätze wachsen ein bisschen, aber nicht so, dass sie sich den steigenden Fixkosten anpassen“, erzählt Pribil. Als er vor rund vierzehn Jahren angefangen hat, habe er 1200 Euro Miete gezahlt. Inzwischen seien es 1800 Euro.
Von einem „Trafiksterben“ will Hannes Hofer vom Monopolverband in Wien nichts wissen: „Wir haben den Reingewinn pro Schachtel Zigaretten 2018 von 55 Cent auf 61 Cent anheben können. 2019 haben wir die Tabaksteuer erneut anpassen können. Das haben wir auch für 2020 vor.“ Der Verband ist österreichweit für die Tabaktrafiken zuständig.

Dennoch: Im Schnitt sperrten seit 2001 pro Jahr rund 1,7 von ihnen zu. In Salzburg haben mehr als die Hälfte der Inhaber eine Behinderung. Der Grund dafür: Nach dem zweiten Weltkrieg beschloss die Politik ein Gesetz, um Kriegsversehrten den Eintritt ins Arbeitsleben zu erleichtern. Das gilt bis heute: Eine Trafik dürfen nur behinderte Menschen führen. „Ich hatte einen Unfall. Deshalb habe ich die Lizenz bekommen“, erzählt Pribil. Ausnahme der Regel: Mitarbeiter, die das Geschäft übernehmen.

Am Mozartplatz wird das Pribils Sohn Dominik sein. Der 19-Jährige machte hier eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann. „Ich bin für die Digitalisierung zuständig. Am tollsten finde ich aber den Kundenkontakt“, sagt Dominik.

Währenddessen tratscht der Mann mit den Marlboro-Stangen immer noch mit Manuela Pribil. „Die sind so nett hier, da stimmt alles“, sagt er und verabschiedet sich. Sie schaut ihm nach: „Er hat uns mal Schokolade geschenkt. Kunden bringen uns auch Frühstück. Da entstehen Freundschaften.“

Trafiken, das seien auch Dreh- und Angelpunkte, an denen Menschen zusammenkommen. Es sei schade, würden diese verschwinden.

Christoph Laible
Christoph Laible
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