Sorge ums Geschäft

Die letzten steirischen Raucherbastionen

Steiermark
28.10.2019 12:03

Das per 1. November in Kraft tretende Rauchergesetz macht besonders den vielen kleineren Lokalen zu schaffen.

Zum Gruseln: Mitten in der Halloween-Nacht wird für viele Gastwirte einer ihrer größten Albträume Realität - das viel diskutierte Rauchverbot tritt ab 1. November endgültig in Kraft. Von einer „Aktion scharf“ gegen Sünder will man bei den verantwortlichen Behörden zwar nichts wissen (siehe auch Berichte unten), man lässt aber keine Zweifel daran, das Gesetz von Beginn an exekutieren zu wollen. Viele Gastronomen haben freilich längst freiwillig auf Nichtraucherbetrieb umgestellt - aber es gibt sie noch, die letzten steirischen Raucher-Bastionen. Die „Krone“ hat sich umgehört, wie bei ihnen die Stimmung vor dem „Tag X“ ist.

90 Prozent der Gäste sind Raucher
„Schauen Sie sich um“, sagt Damir Matic beim Lokalaugenschein in seinem Café T.H. am Kapaunplatz in der Grazer Innenstadt, das die Bezeichnung „Kneipe“ im besten Sinne des Wortes mehr als verdient. „90 Prozent meiner Gäste sind Raucher - für mich ist das Verbot eine Katastrophe“, schüttelt der glühende Sturm-Fan bei einem Verlängerten (und einer Marlboro) vor seinem schwarz-weißen „Herrgottswinkel“ samt großem Foto der Sturm-Trainerlegende Ivica Osim den Kopf.

„Wenn die Leute nicht mehr rauchen dürfen, bleiben sie maximal auf ein Achterl und sind dann wieder weg. Wer will sich schon für eine Zigarette in die Kälte rausstellen?“, fragt Matic, der auch das in unmittelbarer Nähe befindliche Café Schmiedt betreibt.

Mehr Vorschriften, weniger Freude
Ähnlich sieht man es ein paar hundert Meter weiter im Stix II auf dem Andreas-Hofer-Platz. „Was dürfen wir als Lokalbetreiber eigentlich noch selbst entscheiden? Alles wird uns vorgeschrieben - irgendwann verliert man da die Freude an der Arbeit“, stellt Chefin Inge Holl klar. „Ich arbeite seit 47 Jahren in der Gastronomie, da wurde immer geraucht - und ich bin noch pumperlgesund!“, fügt sie ironisch an.

Pragmatisch sieht es Kurt Reiter vom Hochschwabwirt in Thörl. „Ein Wirtshaus war nie ein Wellness-Tempel. Aber jetzt gelten für alle dieselben Spielregeln. Ich freue mich drauf, obwohl ich selbst Raucher bin.“

Falls die Sucht ihn und seine Gäste übermannt, hat er vor dem Gasthaus einen Raucher-Pavillon mit Wärmelampen aufgestellt. „Einbußen befürchte ich keine.“

Keine „Aktion scharf“ in der Steiermark
Wer aber kontrolliert das Rauchverbot? Einfache Frage, ziemlich diffizile Antwort. Das Bundesgesetz zum Gastro-Rauchverbot sieht nämlich keine eigenen Kontrollorgane vor. „Ein so wichtiges und lang diskutiertes Gesetz, das dem Schutz der Gesundheit dient, hätte es sich verdient, dass es eigene Kontrollinstanzen des Bundes gibt - dann würde es auch einen bundesweit einheitlichen Vollzug geben“, wundert sich selbst der zuständige steirische Gesundheits-Landesrat Christopher Drexler (ÖVP).

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Ein Wirtshaus war nie ein Wellness-Tempel. Aber jetzt gelten wenigstens für alle dieselben Spielregeln.

Kurt Reiter vom Hochschwabwirt

In seinem Zuständigkeitsbereich wird die Lebensmittelbehörde Verstöße, die sie im Rahmen ihrer Kontrolltätigkeit erkennt, sofort der zuständigen Bezirksbehörde melden. Eine „Aktion scharf“ wie etwa in Wien wird es in der Steiermark aber nicht geben. „Ich vertraue grundsätzlich darauf, dass sich die Wirte an geltende Gesetze halten.“ Internationale Beispiele zeigen laut Drexler, dass es nach einer Gewöhnungsphase kaum Verstöße gegen das Rauchverbot gegeben hat - dies erwarte er auch in der Steiermark.

Mahnen vor Strafen in Graz
In Graz zeichnet ausgerechnet Mario Eustacchio von der „Raucher-Partei“ FPÖ für die Kontrolle des Rauchverbots verantwortlich und das entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Zur Erinnerung: In der einstigen türkis-blauen Bundesregierung ist das generelle Rauchverbot ja lange Zeit am Veto der Freiheitlichen gescheitert - erst nach Platzen der Regierung wurde das Gesetz (ohne Stimmen der FPÖ) beschlossen. „Aber wir werden selbstverständlich der gesetzlichen Verpflichtung nachkommen und Kontrollen durchführen“, stellt der Grazer Bürgermeister-Stellvertreter klar. 

In der Landeshauptstadt setzt man primär auf Bewusstseinsbildung - „weil es ja nicht nur für die Gastronomen ein großer Umstellungsprozess ist“, meint Eustacchio. „Daher werden wir in der ersten Phase mahnen - und erst dann strafen.“

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