„Fast Tote gegeben“

Alan-Kurdi-Crew bei Einsatz im Mittelmeer bedroht

Ausland
27.10.2019 15:32

Bei der Rettung von Migranten aus dem Mittelmeer ist die Besatzung des deutschen Rettungsschiffs Alan Kurdi nach eigenen Angaben von libyschen Streitkräften mit Schusswaffen bedroht worden. Drei libysche Schiffe hätten die Crew bedrängt, Maskierte hätten Warnschüsse in die Luft und ins Wasser abgegeben, sagte der Sprecher der Hilfsorganisation Sea-Eye, Gorden Isler. Viele Migranten seien in Panik ins Wasser gesprungen, auch sie seien mit Maschinenpistolen bedroht worden: „Zum Glück haben wir schon Rettungswesten verteilt, sonst hätte es Tote gegeben.“

Ein Schlauchboot mit etwa 92 Menschen an Bord sei am Samstag vor der libyschen Küste in Schwierigkeiten geraten. Die Alan Kurdi sei in der libyschen Such- und Rettungszone nicht in libyschen Territorialgewässern unterwegs gewesen, betonte Isler gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Die „akute Bedrohungssituation“ sei später vorbei gewesen, die Libyer hätten abgedreht, sagte Isler.

Unterwegs zur Insel Lampedusa
An Bord der Alan Kurdi seien nun 91 Migranten, ein Mann gelte als vermisst. „Für die Crew war das ein völliger Schock, so etwas haben wir noch nie erlebt.“ Am Sonntag war die Alan Kurdi unterwegs zur italienischen Insel Lampedusa - aus Italien und Malta habe es aber bisher keine Einfahrterlaubnis gegeben. Eine Schwangere mit Blutungen brauche dringend ärztliche Hilfe, sagte Isler.

„NGO-Boot weder abgefangen noch bedroht noch beschossen“
Die libysche Marine wies die Darstellung zurück. „Als libysche Küstenwache weisen wir eine Beteiligung an dem Zwischenfall kategorisch zurück“, hieß es in einer Mitteilung. „Unsere Patrouillen haben ein Boot einer Nichtregierungsorganisation weder abgefangen noch bedroht noch beschossen.“

Die EU unterstützt die libysche Küstenwache darin, Migranten, die über das Mittelmeer nach Europa wollen, zurück in das Bürgerkriegsland zu bringen. Italien liefert zum Beispiel Boote an die Libyer. Die Vereinbarung ist hoch umstritten, weil den Menschen in Libyen schwerste Misshandlungen und Folter drohen. Derzeit sind drei zivile Rettungsschiffe mit Migranten auf dem Mittelmeer unterwegs und haben keine Erlaubnis, in einen Hafen in Malta oder Italien zu fahren.

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