Wegen Terrorverdacht

Wienerin sitzt seit drei Monaten in Türkei fest

Wien
26.10.2019 07:40

Eine Wienerin war in ihrem Sommerurlaub in die Türkei gereist - nun wird sie dort seit mehr als drei Monaten festgehalten. Gegen die kurdischstämmige Frau soll Terrorverdacht bestehen, deshalb sitzt sie in einem kleinen Dorf fest. Ihre Kinder kämpfen darum, dass sie wieder nach Hause reisen darf.

Mülkiye Lacin war 1984 nach Österreich ausgewandert, arbeitet hier als Volksschullehrerin und hatte sich in einer kurdischen Theatergruppe engagiert, berichtete die „ZiB 2“ am Freitagabend. Während ihres Urlaubs sei sie am 17. Juli von einer Sondereinheit der türkischen Polizei in ihrem Urlaubsdomizil aufgesucht und für 24 Stunden festgenommen worden. Seither dürfe sie nicht aus der Türkei ausreisen.

Türkei veröffentlicht Vorwürfe gegen Lacin nicht 
Das Außenministerium bestätigte, dass die Frau mit einem Ausreiseverbot belegt wurde und die Türkei ein Verfahren gegen sie führe. Die österreichische Botschaft in Ankara sei mit den türkischen Behörden in Kontakt. Diese hätten aber noch nicht angegeben, was Lacin vorgeworfen werde, sagte Außenministeriumssprecher Peter Guschelbauer. Österreich habe eine Beendigung des Verfahrens gefordert.

Lacin selbst sagte in dem Beitrag in einem Telefonat mit ihren beiden erwachsenen Kindern: „Was morgen mit mir passiert, weiß ich nicht. Diese Unklarheit und Unsicherheit macht mir Sorgen.“ Ihr Sohn Düzgün Kapan betonte, seine Mutter „ist österreichische Staatsbürgerin und hat sich keine Schuld zukommen lassen“.

Lacin: „Ich will nach Hause, nach Wien“
Inzwischen setzt sich auch das „Free Mülkiye -Solidaritätskomitee“ dafür ein, dass die türkischen Behörden das Ausreiseverbot aufhebt und die Frau wieder in ihr normales Leben zurückkehren kann. „Wir fordern von den politisch Verantwortlichen sofortigen Einsatz für ihre Freilassung!“, erklärte Selma Schacht für das Komitee am Freitag. Lacin wurde dort mit den Worten zitiert: „Ich will wieder meinen Alltag haben. Ich will wieder zu meinem Job, zu den Kindern und zu meinen eigenen Kindern. Ich will nach Hause, nach Wien.“

Türkeikritische Postings als Grund für Ausreiseverbot?
Das Komitee betonte, das nach wie vor keine schriftliche Anklage gegen Lacin vorliege. Bei den Verhören Lacins sei die Festnahme „mittels willkürlicher Vorwürfe gerechtfertigt“ worden. Sie sei beschuldigt wurden, „dass sie am 1. Mai 2016 ihre Redefreiheit genutzt und auf die Missstände in den kurdischen Gebieten in der Türkei hingewiesen hat sowie dass sie kurdische Lieder auf Social Media geteilt und ,Biji Newroz‘ (kurdisch für „Hoch lebe das Neujahrsfest“) gepostet hat. Ein Akt, der in der Türkei schon als ,terrorverdächtig‘ eingestuft wird und trauriger Alltag für jene“ sei, die in politischer Opposition zur regierenden AKP von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogans stünden.

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