Alarmierende Studie

„Viele Kinder haben nicht ausreichend Nahrung“

Österreich
25.10.2019 14:11

Armut macht Kinder krank. Das hat eine Studie der Volkshilfe Österreich und der Wiener Ärztekammer ergeben. Im Talk mit Moderatorin Damita Pressl sprechen Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres und Volkshilfe-Chef Erich Fenninger über die Einzelheiten und fordern neue Maßnahmen von der zukünftigen Bundesregierung. Denn „die Lebenserwartung dieser Kinder ist durchschnittlich um sieben Jahre kürzer“, lautet die düstere Prognose der zwei Experten.

Für die Studie wurden 500 Ärzte aus Wien und Niederösterreich online befragt. Zentrales Ziel war es, den Gesundheitszustand von Kindern, die in Armut aufwachsen, herauszufinden. Dabei haben sich die Befürchtungen der Experten leider bestätigt. „Diese Kinder haben eingeschränkte Chancen für die Zukunft, sind chronisch kränker und daher öfter beim Arzt. Die Lebenserwartung dieser Kinder ist um durchschnittlich sieben Jahre kürzer als die der anderen“, so die düstere Prognose des Ärztekammerpräsidenten.

„Es fehlt die gesundheitliche Aufklärung. Die Kinder und Jugendlichen sind verstärkt übergewichtig, bewegen sich zu wenig, rauchen und trinken zu viel. Da hat Österreich Nachholbedarf.“

„Der Unterschied zwischen den Verhältnissen ist extrem groß“
Konkret geht es hier um 400.000 armutsgefährdete Kinder in Österreich. „Der Unterschied zwischen den Verhältnissen ist extrem groß“, bestätigt auch Erich Fenninger von der Volkshilfe. Die Wohnsituation, die Ernährung und auch die Bekleidung nennt er als Hauptursachen für den schlechteren Gesundheitszustand der Kinder: „Viele haben nicht ausreichend Nahrung zur Verfügung, die Qualität ist nicht vorhanden.“

Fenninger will neben den gesundheitlichen Aspekten auch auf die soziale und später berufliche Benachteiligung aufmerksam machen: „Diesen Kindern ist es aus finanziellen Gründen nicht möglich, in den Fußballverein zu gehen, ein Musikinstrument zu lernen oder gar Geburtstagsfeiern zu zelebrieren.“ Das führe zu schlechteren sozialen Kompetenzen und einem früheren Ausstieg aus dem Bildungssystem, was laut dem Volkshilfe-Chef auch eine Langzeitstudie aus Deutschland bestätigt.

Soziale Maßnahmen „gezielt auf betroffene Kinder lenken“
Die Volkshilfe fordert daher Veränderung in den sozialen Maßnahmen des Staates: „Man muss diese gezielt auf die Kinder, die von Armut betroffen sind, lenken. Für sie muss es, neben 200 Euro, die jedes Kind bekommen soll, bei der Familienbeihilfe eine einkommensbezogene Tangente geben. Weil sie können nichts dafür, dass ihre Eltern arm sind.“ Mit dieser Angleichung könne man schnell die Armut aufheben, und auch leistbar wäre es, da diese Maßnahme nur 1,9 Prozent des Sozialbudgets ausmachen würde. Auch die Arbeitslosigkeit und der Fachkräftemangel würden damit bekämpft werden können.

Dass dieses Geld auch wirklich bei den Kindern ankommt, darüber macht sich Fenninger keine Sorgen. So wisse man aus Erfahrungen in der Sozialarbeit, dass arme Eltern massiv bei sich selbst einsparen und auch die besten Möglichkeiten für ihr Kind wollen. Falls das Geld trotzdem nicht ausreichen sollte, gebe es dafür die Volkshilfe und andere Einrichtungen, die vor allem mit Sachspenden unterstützend zur Seite stehen würden.

Markus Steurer
Markus Steurer
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