Viele Fragen offen

Polizisten neigen Köpfe, als Todes-Lkw vorbeifährt

Ausland
23.10.2019 22:57

39 Migranten starben in einem im britischen Essex gefundenen Kühlcontainer - ob sie erstickt oder erfroren sind, sollen nun weitere Untersuchungen zeigen. Zu diesem Zweck wurde der Lkw, mit dem der Container transportiert worden war, am Mittwochnachmittag vom Fundort weggefahren. Polizisten, die die Straßen säumten, neigten als Zeichen des Respekts vor den Toten ihre Köpfe, als der Lastwagen vorbeigefahren wurde. Noch sind viele Fragen in dem Drama, das 38 Erwachsene und einen Teenager das Leben kostete, offen.

Der Fahrer des Lkw, laut Medien ein 25-jähriger Nordire namens Mo R., wurde festgenommen. Er steht britischen Medien zufolge unter Mordverdacht. In dem Lkw, den er am späten Dienstagabend in Purfleet an der Grenze zu London übernommen hatte, wurden die 39 Leichen gefunden - nur wenige Minuten nachdem der Laster von einer Überwachungskamera im nicht weit entfernten Waterglade Industrial Park gefilmt wurde.

Fahrer noch am Fundort der Leichen festgenommen
Bei Rettungskräften war ein Notruf eingegangen - die Sanitäter machten schließlich gegen 1.40 Uhr Ortszeit (2.40 Uhr MESZ) am Mittwoch den unvorstellbaren Fund. Wer den Notruf abgegeben hatte, ist noch nicht bekannt. Auch traf Berichten zufolge zunächst nur die Rettung ein. Erst als die Sanitäter in dem Kühllaster auf die Leichen stießen, alarmierten sie demnach die Polizei. Laut „Daily Mail“ wurde Mo R. noch am Tatort festgenommen. 

Lkw mit Leichen an Bord weggebracht
Bis am Nachmittag wurden am Fundort des roten Führerhauses samt weißem Auflieger Spuren gesichert, dann wurde der Lkw zu weiteren Untersuchungen weggebracht. Polizisten, die die Straßen säumten, neigten ihre Köpfe als Zeichen der Trauer und des Respekts für die toten Migranten.

Die Leichen waren zu diesem Zeitpunkt noch in dem Laster. Nun ist es eine Aufgabe der Ermittler, die Identitäten der Umgekommenen festzustellen. „Wir sind dabei, die Opfer zu identifizieren, aber ich gehe davon aus, dass das länger dauern könnte“, sagte Andrew Mariner von der Polizei der Grafschaft Essex.

Lastwagen kam wohl aus Bulgarien
Die Ermittler gehen davon aus, dass der Lastwagen in Bulgarien gestartet war und am Samstag mit einer Fähre über Holyhead in Großbritannien ankam. In der Hafenstadt im Norden von Wales legen vor allem Fähren aus Irland an. Frachtexperten bezeichneten das als ungewöhnliche Route, falls das Fahrzeug tatsächlich aus Bulgarien stammen sollte. Das bulgarische Außenministerium konnte zunächst nicht bestätigen, dass der Lkw seine Reise tatsächlich dort begonnen hatte.

„Es war nur eine Frage der Zeit, bis so etwas wieder passiert“
Im österreichischen Bundeskriminalamt zeigt man sich in Anbetracht der 39 Leichen erschüttert - auch wenn der tragische Fall den Leiter der Zentralstelle zur Bekämpfung der Schlepperkriminalität und des Menschenhandels nicht überrascht. „Ich habe es befürchtet, es war nur eine Frage der Zeit, bis so etwas wieder passiert“, sagte Gerald Tatzgern am Mittwoch nach Bekanntwerden des Dramas.

Lebenslange Haftstrafen wegen 71-fachen Mordes
Die bisher größte Tragödie mit Immigranten in Großbritannien ereignete sich im Jahr 2000. Damals entdeckten britische Zöllner in der Hafenstadt Dover die Leichen von 58 Chinesen in einem Lastwagen. In Österreich wurden im August 2015 an der A4 bei Parndorf im Burgenland 71 tote Flüchtlinge in einem Lkw gefunden. Im Juni dieses Jahres wurden die vier Hauptangeklagten zu lebenslanger Haft wegen 71-fachen Mordes bzw. Beihilfe zum Mord unter besonders grausamen Umständen und wegen Schlepperei im Rahmen einer kriminellen Organisation verurteilt.

Ermittlungen von Österreich, Großbritannien und Bulgarien
Unklar war zunächst, ob der nun aufgeflogene Fall mit aktuellen Ermittlungen zu tun hat, die gemeinsam von österreichischen, britischen und bulgarischen Ermittlern sowie Europol geführt werden. Nach einem Aufgriff von Flüchtlingen, die über die sogenannte Balkanroute gekommen waren und nach Großbritannien wollten, initiierten die britischen Behörden eine Kooperation mit ihren Kollegen in Österreich und Bulgarien. Konkret geht es um eine Schleppergruppe, die über die Balkanroute Menschen bis nach Großbritannien schmuggeln soll.

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