„Krone“: Warum haben Sie das Buch geschrieben?
Hans Gruber: Ich trau mich zu behaupten, dass ich der einzige bin, der einen Überblick über die letzten 50 Jahre hat. Juristisch hat sich im Strafvollzug vieles geändert. Als ich 1968 gestartet hab’, war es Beamten per Gesetz verboten, private Gespräche mit den Gefangenen zu führen.
„Krone“: Wie versuchten Sie den Gefangenen zu helfen?
Gruber: Wenn Leute erstmals eingesperrt werden, sind sie depressiv und hinterfragen alles. Diese Phase dauert etwa bis kurz vor der Verhandlung. Dann ist es wichtig, wie schlag’ ich mich da raus. Dabei wurde ich oft als Projektionsfläche für ihre Verteidigung ausgenutzt. Sie dachten sich, wenn mir der Pfarrer glaubt, dann macht das der Richter auch. Fällt die Strafe höher aus als gedacht, fallen manche in eine Enttäuschung oder Depression – da bin ich dann wieder gefordert.
„Krone“: Wie gingen Sie damit um, wenn bei Ihnen ein Gefangener ein Geständnis ablegte?
Gruber: Einen Fluchtversuch hat mir nie wer gebeichtet. Ich hab’ aber oftmals mehr gewusst als der Richter. Aufgrund des Beichtgeheimnisses behielt ich immer alles für mich.
Philipp Zimmermann, Kronen Zeitung
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.