krone.at-Kolumne

Wird sich die SPÖ wieder fangen können?

Österreich
23.10.2019 11:55

Man bringe das Popcorn: Auch die vergangenen Tage bescherten dem Wähler wieder unterhaltsame Politik-Momente, wenn auch in Form von unfreiwilliger Zwangsbeglückung. Für besonderes Kopfschütteln sorgte der erneute Selbstzerstörungstrieb der SPÖ, oder wie es bei den Roten in solchen Momenten so schön heißt: Genossen, die Richtung stimmt!

Im Detail ist es ja für den Außenstehenden völlig unspannend, wer denn nun welchen Beratervertrag mit wem abgeschlossen hat. Ohne Berater kommt in der heutigen Zeit kaum eine Partei mehr aus, ob man das nun gut oder schlecht finden mag. Wirklich spannend ist aber, wie die SPÖ es auch bei diesem Thema wieder mit sehr viel Liebe schafft, sich selbst zu beschädigen. Das muss man schon voller Ehrfurcht anerkennen.

Der aktuelle Zwist reiht sich in eine Reihe an Glücklosigkeiten. Auf das maue Ergebnis bei der Nationalratswahl folgten fragwürdige Personalentscheidungen und offen zur Schau gestellte Grabenkämpfe. So richtig will es der Vorsitzenden Pamela Rendi-Wagner offenbar nicht gelingen, die Partei in den Griff zu bekommen. Dabei wäre das angesichts der Steiermark-Wahl, die vor der Tür steht, dringend notwendig. Wird sich die SPÖ bis dahin wieder fangen können? Viel Zeit bleibt ihr dafür jedenfalls nicht.

Die goldenen Zeiten der Sozialdemokratie sind vorbei
Man muss Rendi-Wagner jedenfalls fairerweise zugestehen: Der Parteivorsitz der SPÖ ist in dieser glücklosen Phase ein ziemlich undankbarer Job. Die Hochphase der Sozialdemokraten ist europaweit in unserer heutigen Wohlstandsgesellschaft vorbei, die Parolen von Klassenkampf und Umverteilung locken kaum noch Wähler hinter dem Ofen hervor und das für die Roten unliebsame Migrationsthema ist nach wie vor brandaktuell. Die Krise der Sozialdemokratie ist nicht nur hausgemacht, sie ist auch ein Zeichen der Zeit.

Pamela Rendi-Wagner - ist sie die Richtige?
Trotz aller Krisen muss man Rendi-Wagner zugutegehalten, dass sie mit ihrem Charisma und ihrer Sympathie punktet. Auch die durchgecoachten Stehsätze sind stotterfrei und solide vorgetragen. Aber: Mit diesen Attributen alleine lässt sich in der harten Realität der Politik kein Blumentopf gewinnen. Ein Parteichef muss auch ein Händchen für Führungsstärke haben und seine Funktionärs-Schäfchen beisammenhalten können. Und angesichts der gefühlt hundertsten nach außen getragenen Selbstbeschäftigung dürfte das etwas sein, das Rendi-Wagner vielleicht nicht so ganz liegt.

Ein reines Köpferollen wird nichts bringen
Wer aber nun das Allheilmittel für einen Weg aus der Krise in der Ablöse der Parteispitze sieht, macht es sich zu einfach. Ein Köpferollen mit anschließender Nachfolgedebatte würde zwar auch die nächsten Wochen politische Unterhaltung garantieren und Zeitungsblätter füllen, aber die Roten wohl kaum auf Dauer einen. Was es vielmehr für die angeschlagene Traditionspartei braucht, ist ein radikaler Rundum-Neustart samt inhaltlicher und innerorganisatorischer Umstrukturierung. Halbherzige kosmetische Eingriffe werden nicht mehr helfen. Ansonsten droht auch bei den anstehenden Landtagswahlen der Absturz. Oder, um es kurz zu sagen: Nein, Genossen, der Weg stimmt eben nicht!

Katia Wagner, krone.at

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